Der Papst zu Gast im Gottesdienst

Pastor Jens-Martin Kruse predigt in einer evangelischen Gemeinde in Rom. Als Gast hatte er auch schon den Papst in seinem Gottesdienst. Jetzt kehrt er zurück in seine Hamburger Heimat – vorerst nur für einen Vortrag.

Papst Franziskus mit Pastor Jens-Martin Kruse im November 2015 in der Christuskirche von Rom
Papst Franziskus mit Pastor Jens-Martin Kruse im November 2015 in der Christuskirche von RomPaolo Galosi / epd

Rom / Hamburg. Es war ein besonderer Gast, den Jens-Martin Kruse im November 2015 in seiner Kirche begrüßte. Der Hamburger arbeitet als Pastor der evangelischen Gemeinde in Rom und bekam an diesem Sonntag ökumenischen Besuch – von Papst Franziskus. Das Oberhaupt der katholischen Kirche predigte in einer Abendandacht und sprach in der Christuskirche davon, sich einander für den „Skandal der Trennung“ vergeben zu müssen. Außerdem beantwortete er Fragen von Besuchern des Gottesdienstes.
Jetzt berichtet Kruse am Telefon davon, wie herzlich Franziskus gewesen sei. Er habe sich sehr für die Menschen interessiert, die den Gottesdienst besuchten, und sei in dem Augenblick ganz bei ihnen gewesen. Er besitze die Eigenschaft, Mauern abbauen zu können.
Überhaupt wird Ökumene großgeschrieben in der römischen Gemeinde. Sie hat etwa 500 Mitglieder, viele von ihnen sind Deutsche, die in Italien leben. Die meisten von ihnen sind mit einem italienischen Partner verheiratet, der katholisch ist. Deshalb stellt sich eine ökumenische Frage spätestens am Sonntag: „In welchen Gottesdienst gehen wir heute?“. Da ist es kein Wunder, dass auch viele Menschen katholischen Glaubens am Gemeindeleben teilnehmen würden, wie Kruse berichtet. „Für unsere Gemeindemitglieder ist es etwas Besonderes, in Rom evangelisch zu sein“, erzählt Kruse. Die große Mehrheit von ihnen gehöre zur Kerngemeinde, die sich aktiv um das Gemeindeleben kümmere. Für einen Pastor sei es dankbar, in so einer Gemeinde zu arbeiten, sagt der 47-Jährige.

Bewerbung erst am letzten Tag

In Rom arbeitet der Hamburger Kruse bereits zum zweiten Mal. Nach einer Vakanzvertretung von 2002 bis 2003 war er in eine Gemeinde nach Quickborn gewechselt. Als in der Evangelisch-Lutherischen Gemeinde in Rom 2008 eine Stelle frei wurde, wandten sich Mitglieder an ihn: „Wollen Sie nicht zurückkommen?“ Und so reichte Kruse am letzten Tag der Frist seine Bewerbung ein – mit Erfolg. „Wir leben sehr gern hier“, sagt der Theologe, der betont, dass ihm auch Hamburg am Herzen liege. Dorthin wird er mit seiner Familie bald zurückkehren, denn seine bereits verlängerte Zeit in Rom läuft spätestens 2018 aus, weswegen Kruse sich jetzt schon mal in der Hansestadt „ein bisschen nach einer Stelle umgeschaut“ hat.
Für einen kurzen Besuch kommt Kruse schon Anfang Februar in den Norden. Am Donnerstag, 2. Februar, hält er im Rahmen der Ansgar-Woche der katholischen Kirche in Hamburg einen Vortrag. „Ohne blinde Flecken. Martin Luther heute begegnen in ökumenischer Perspektive“ lautet das Thema. Der Pastor möchte sich mit der Frage beschäftigen, wie man heutzutage mit Luther umgehen sollte. Es sei wünschenswert, dass sich ein unverkrampftes Verhalten gegenüber dem Reformator entwickelt.

Rom hat jetzt Luther-Platz – dank Kruse

Luther spielt 2017 auch in Rom eine Rolle. Zum Jubiläum der Reformation habe seine Gemeinde sehr viele Veranstaltungen geplant, berichtet Kruse. Auch italienische Einrichtungen würden zu Ausstellungen und Diskussionen einladen. Und vor Anfragen für Vorträge könne er sich kaum retten.
Es ist Kruse zu verdanken, dass Luther im Leben der Römer einen festen Platz hat – und zwar im wahrsten Sinn. Seit Sommer 2015 gibt es in der Nähe des Kolosseums die „Piazza Martin Lutero“. Mehrere Jahre hatte sich Kruse gemeinsam mit seiner Gemeinde dafür eingesetzt. Er musste viel Aufklärungsarbeit leisten, um den italienischen Behörden zu erklären, wer dieser Luther eigentlich war. Solcher Einsatz für die Ökumene hat sich bis nach Berlin herumgesprochen: Gemeinsam mit dem katholischen Kurienkardinal Kurt Koch erhielt Kruse im vergangenen Herbst das Bundesverdienstkreuz.
An die Ökumene werden Gottesdienstbesucher in der römischen Christuskirche regelmäßig erinnert. Denn bei seinem Besuch machte Papst Franziskus der Gemeinde ein Geschenk: einen Abendmahlskelch als Symbol für die Abendmahlsgemeinschaft, die noch nicht erreicht ist. Diesen Kelch nutzt die Gemeinde seitdem regelmäßig.
WAS: Vortrag von Jens-Martin Kruse im Rahmen der Ansgar-Woche
WANN: am Donnerstag, 2. Februar, um 19 Uhr
WO: in der Katholischen Akademie, Herrengraben 4
Der Eintritt ist frei. Das komplette Programm der Ansgarwoche gibt es hier.
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