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Der neue Gemeindebrief

Endlich war er fertig, der neue Gemeindebrief. Viel Mühe hatten sich Presbyterium und Redaktionskreis damit gemacht. Denn der neue Gemeindebrief war richtig neu. Was bisher in eintönigem schwarz-grau daher kam, war nun vierfarbig-farbenfroh. Die Rubriken klar gegliedert, die spärlichen Fotos nicht mehr als Such- und Ratebilder in den Text gequetscht, sondern ganz professionell als großformatige Aufmacher gewählt. Und das Beste: Der „Neue“ kostete nicht mehr als der bisherige Gemeindebrief, obwohl auch noch vier weitere Seiten hinzugekommen waren.
Also ging es nach dem Druck ans Verteilen. Und sofort kam Lob von allen Seiten.
Doch dann kam der Anruf von Berta aus dem Frauenabendkreis. Sie habe den neuen Gemeindebrief nicht bekommen. Kein Problem, sagte die Gemeindesekretärin, am nächsten Tag läge er im Briefkasten. Gesagt, getan. Alles gut? Keineswegs.

Tags darauf rief Berta wiederum an. Sie hätte den Gemeindebrief immer noch nicht bekommen. Also machte sich die freundliche Gemeindesekretärin auf den Weg und brachte ihn ein zweites Mal vorbei, diesmal persönlich. Mit großem Erstaunen auf Bertas Seite. Ihre Antwort gab dem Presbyterium zu denken, was bei Veränderungen in der Kirche alles zu beachten ist: „Ach, das ist ein neuer Gemeindebrief. Den habe ich schon zwei Mal bekommen. Aber der ist so bunt und sah wie Werbung aus, da habe ich ihn gleich entsorgt.“

Uwe-C. Moggert-Seils ist Leiter der Stabstelle Kommunikation und Fundraising im Evangelischen Kirchenkreis Bielefeld