Der Netzwerker: Helmut Theo Herbert

Der 68-Jährige engagiert sich in Lühsdorf für Kirche und Demokratie.

Helmut Theo Herbert engagiert sich in Lühsdorf, Kirchenkreis Mittelmark-Brandenburg
Helmut Theo Herbert engagiert sich in Lühsdorf, Kirchenkreis Mittelmark-BrandenburgBeate Lindauer

Nach fünf Jahren Pendeln zog Helmut Theo Herbert, gebürtiger Wuppertaler, aus Berlin nach Lühsdorf, ein kleines Dorf im Landkreis Potsdam-Mittelmark. Vorher lebte er fast 20 Jahre in Berlin, begegnete dort seiner jetzigen Frau Alexandra, die er 2011 heiratete. Sie war es, die ihn, den „Wessi“, mitnahm auf den Vierseithof ihrer Eltern in Lühsdorf. In jeder freien Minute fuhren sie aufs Land, besuchten die Dorffeste, lernten die Leute kennen. Und nun wohnen sie ganz dort.

Als die Dorfbewohner*innen erfuhren, dass der „Neue“ Betriebswirt und als Verwaltungsleiter im politischen Büro der EKD in Berlin beschäftigt war, stand für sie fest: Jungs, wir haben einen, der unsere Dorfkirche saniert! Und Herbert packte an: Für die 2022 abgeschlossene Sanierung an der neogotischen Saalkirche half er, 227000 Euro Fördermittel zu organisieren. Als nächstes ist die Wandmalerei an der Reihe. Bereits 11000 Euro Spenden sind innerhalb von acht Monaten zusammengekommen. „Unglaublich für so einen kleinen Ort, aber es funktionierte“, freut sich Herbert.

Kirche und Lokalpolitik

Nach der erfolgreichen Renovierung der Dorfkirche stand für viele im Dorf fest: Der Theo kann auch Ortsvorsteher. 2019 wurde er gewählt und vertritt seitdem die Interessen von Lühsdorf auf kommunaler Ebene. Dabei verbindet er das kirchliche mit dem kommunalen Leben. In einem Ort wie Lühsdorf, in dem von den 70 Einwohner*innen 40 Mitglied der Evangelischen Kirche sind, liegt das nahe. Herbert ist Ortsvorsteher, Mitglied im Gemeindekirchenrat und im Kreiskirchenrat sowie Landessynodaler. Er sieht sich als „Kümmerer“ für die ländlichen Räume. Die Stärkung der Demokratie ist ihm wichtig. Auf die Frage, wie er sein kirchliches und politisches Engagement in Beziehung bringt, nennt er den basisdemokratischen Aufbau der Kirche. Das sei zwar manchmal kompliziert, aber Demokratie funktioniere von unten nach oben.

Gegen den Raubbau

„Ich bin nicht parteipolitisch engagiert“, sagt der 68-Jährige, „aber politisch großgeworden bin ich mit Willy Brandt. ‚Mehr Demokratie wagen‘, ‚Arbeiterkinder auf die Uni‘. Das fand ich alles super.“ Dass jetzt wieder Rechtsextreme in den Parlamenten sitzen und man Demokratie verteidigen müsse, habe er nicht für möglich gehalten. Mit der verstärkten Ökonomisierung und Rationalisierung sei Raubbau im ländlichen Bereich betrieben worden. Da müsse man sich nicht wundern, „dass die politisch denkenden Menschen in den Dörfern weniger wurden und das Gemeindeleben am Sterben“, sei. Aber jetzt wird gegengesteuert, und Herbert ist dabei, wenn die „Dorfbewegung Brandenburg – Netzwerk Lebendige Dörfer e.V.“ ein „Parlament der Dörfer“ für Brandenburg durchführt.

Von Sparmaßnahmen ist derweil auch die Kirche betroffen. Herbert befürchtete zunächst, das Kirchengemeindestrukturgesetz (KGSG) würde ländliche Räume schwächen. Was jedoch passierte, überraschte ihn: Im Zuge der Reform hat er interessante Menschen aus anderen Gemeinden kennengelernt. „Aus dieser Reform ergeben sich ganz andere Möglichkeiten“, sagt Herbert, „es ist ein über den Tellerrand hinauskommen, und trotzdem können wir noch unser eigenes Gemeindeleben gestalten.“

Für ihn beschränkt sich Christsein nicht darauf, still im Kämmerlein zu beten. Es darf und soll sichtbar sein. „Mein Engagement wird gebraucht“, sagt er, „und es kommt unglaublich viel zurück.“ Er freue sich auf die kommenden Jahre.

Beate Lindauer ist Referentin im Kirchenkreis Mittelmark-Brandenburg.