Der Mensch hinter dem Künstler

Max Ernst Museum in Brühl zeigt Foto-Ausstellung mit Bildern aus dem bewegten Leben des Malers und Bildhauers.

Das Max Ernst Museum in der Geburtsstadt des Künstlers im Rheinland
Das Max Ernst Museum in der Geburtsstadt des Künstlers im RheinlandImago / Kosecki

Max Ernst zählt zu den wichtigsten Vertretern der Avantgarde und zu den meistfotografierten Künstlern des 20. Jahrhunderts. Das Max Ernst Museum in Brühl zeigt eine Foto-Ausstellung mit Bildern aus dem bewegten Leben des Malers und Bildhauers.

Max Ernst (1891-1976) sah sich selbst als Menschen voller Widersprüche: Als „Kopfmensch und Pflanzengewächs zugleich“, als gemäßigt und Denker mit „ruhiger Gewalt“. Durch den Austausch dieser Gegensätze „durch Blitz und Donner“ bilde sich seine Identität, schreibt der Künstler 1936. Möglicherweise war es diese „konvulsivische Identität“, die ihn zu einem der meistfotografierten Künstler und einem beliebten Sujet berühmter Fotografen machte. Das Max Ernst Museum zeigt ab Sonntag erstmals seit über 30 Jahren eine Auswahl aus seiner rund 900 Bilder umfassenden fotografischen Sammlung, die Einblick in das bewegte Leben des Künstlers gibt.

Für die Ausstellung „Image. Max Ernst im Foto“ wählte Kuratorin Friederike Voßkamp rund 150 Aufnahmen aus. Erstmals zu sehen sind 32 Bilder aus einer Schenkung der Künstlerin Dorothea Tanning, der vierten Ehefrau Max Ernsts. Präsentiert werden Porträts und Schnappschüsse sowie inszenierte Fotografien Max Ernsts mit berühmten Künstlern und Künstlerinnen. Darunter sind Arbeiten bekannter Fotografinnen und Fotografen wie Berenice Abbott, Henri Cartier-Bresson, Yousuf Karsh, Robert Lebeck, Lee Miller, Arnold Newman, Irving Penn, Edward Quinn und Man Ray.

Ein Leben vor der Kamera

Ernst ging bewusst mit dem Medium der Fotografie um und inszenierte sich sein Leben lang vor der Kamera. So zeichnen die Aufnahmen das Leben des Künstlers nach. Max Ernst gilt als einer der wichtigsten Künstler der Avantgarde des 20. Jahrhunderts. Er war nach dem Ersten Weltkrieg Mitbegründer der Kölner Dada-Gruppe. Anfang der 20er Jahre schloss er sich in Paris dem Kreis surrealistischer Künstler an. Ab 1941 lebte er im Exil in den USA, aus dem er 1953 wieder nach Frankreich zurückkehrte.

Die Ausstellung, die bis zum 23. April zu sehen ist, startet mit einem Blick auf die künstlerischen Anfänge Ernsts: Als 18-Jähriger posiert er 1909 mit Palette und Pinsel in der Hand vor einer Staffelei an einem Waldweg. Mit großer Ernsthaftigkeit schaut er in die Kamera, obgleich seine erfolgreiche künstlerische Laufbahn zu dieser Zeit noch nicht abzusehen war. Ernst studierte zunächst, unter anderem Philosophie und Kunstgeschichte, und erlernte seine künstlerischen Fähigkeiten autodidaktisch.

Frühe Aufnahmen im Kreise befreundeter Künstlerinnen und Künstler aus der Dada-Zeit und seiner Pariser Zeit zeigen ihn in bewusster, oft spielerischer Pose. Ausgelassen und in unterschiedlichen Haltungen fotografiert ihn der surrealistische Dichter Paul Éluard 1928 zusammen mit dem Künstler-Ehepaar Hans Arp und Sophie Taeuber-Arp sowie Gala Éluard. „Die Fotos haben Selfie-Qualität“, bemerkt Kuratorin Voßkamp. Ernst und seine Freunde spielten humorvoll mit den Möglichkeiten des Mediums.

Große Augen und markante Nase

Für Fotografinnen und Fotografen war Ernst somit ein dankbares Modell. Das zeigt sich in dem Ausstellungskapitel über seine fotografischen Begegnungen mit renommierten Foto-Künstlern. Die Fotografin Berenice Abbott zeigt den Künstler 1942 kurz nach seiner Flucht nach New York, wo er die wohlhabende amerikanische Kunstmäzenin Peggy Guggenheim heiratete. Das Foto vermittelt eine würdevolle Dramatik: Ernst sitzt auf einem viktorianischen Sessel mit hoher Lehne. Durch ein Fenster fällt fahles Licht, das sein Gesicht modelliert. Man Ray, mit dem Max Ernst eng befreundet war, fertigte eine Serie eindrucksvoller Porträts, die Ernsts große Augen und seine markante Nase hervorheben.

Ein Grund für den reichen Bestand an Fotografien von Ernst sind auch seine zahlreichen öffentlichen Auftritte, etwa bei Preisverleihungen. Die Schau präsentiert zahlreiche Momentaufnahmen dieser Ereignisse. Wichtige Abschnitte in Ernsts Leben sind stets mit den verschiedenen Partnerinnen und Ehefrauen verbunden. Die Ausstellung zeigt den Künstler in seinen Beziehungen zu den unterschiedlichen Frauen. Vor allem die Stationen mit seiner letzten Ehefrau, Dorothea Tanning, mit der er einige Jahre in der Wüste Arizonas lebte und später wieder in Frankreich, in der Natur des Loire-Tals in Huismes.