Der Leibhaftige

Die gibt’s tatsächlich: eine Biographie über den Teufel. Ein Werk über den Satan, in dem sich gut schmökern lässt.

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Kurt Flasch: Der Teufel und seine Engel. Die neue Biographie
Von Klaus Merhof
Bücher über den Teufel sind selten geworden. Info-Broschüren warnen zwar immer mal wieder vor Satanismus – aber sonst geistert der gehörnte Pferdefuß eher durch Märchen, Satiren oder durchs Kasperle-Theater. Goethes Faust, Mephisto, fiele einem vielleicht noch ein – und die Bibel: Im Buch Hiob oder in der Versuchungsgeschichte Jesu spielt der Teufel eine tragende Rolle. Aber gibt es den Herrn der Hölle wirklich?
Wer eine profunde Antwort auf diese Frage sucht, sollte Kurt Flasch lesen. Mit „Der Teufel und seine Engel“ hat der Philosophiehistoriker eine neue Biographie des Satans vorgelegt, in der sich gut schmökern lässt. Flasch, 1930 geboren, beschreibt den Teufel der Religionen und der Philosophen, verfolgt seinen Weg in der Literatur und besucht ihn sogar in der Hölle. Auch die naheliegenden Bezüge zum Hexenwahn und die Treffen Martin Luthers mit dem Teufel lässt er nicht aus.
Flasch lässt keinen Zweifel daran, dass er nicht an den Teufel glaubt. „Schreiben über etwas, das es nicht gibt“, heißt ein Kapitel. Dennoch bescheinigt er dem Teufel eine „historische Existenz“: Er habe durch viele Jahrhunderte Geschichten, Gedanken, Bilder und Ideen geprägt – das mache den Teufel interessant. Just dafür bringt Flasch eine derart große Menge an Belegen und Beispielen herbei, dass das Buch nicht immer einfach zu lesen ist.
Dies wiederum tröstet: Für den Fall, dass es den Leibhaftigen trotz alledem „wirklich“ geben sollte, wird er irgendwo hocken und das neue Standardwerk über sich selbst lesen müssen. Das Überprüfen der Belegstellen wird den Teufel für Jahrzehnte so beschäftigen, dass er kaum dazu kommen dürfte, gleichzeitig sein Unwesen zu treiben.
Kurt Flasch: Der Teufel und seine Engel. Die neue Biographie
C.H. Beck 2015
462 Seiten, 26,95 Euro