„Der Himmel hat jetzt einen Schutzmann“

Tausende haben Abschied genommen von einem Idol und Fernsehpolizisten. Und so ungewöhnlich wie sein Leben verlief auch die Trauerfeier für Jan Fedder im Hamburger Michel.

Mit Polizeibegleitung fuhr der Leichenwagen über die Reeperbahn
Mit Polizeibegleitung fuhr der Leichenwagen über die ReeperbahnPhilipp Reiss / epd

Hamburg. Mit „La Paloma“ in der Jan-Fedder-Version und dem Deep-Purple-Hit „Child in Time“ auf der Orgel samt Schlagzeug begann eine der ungewöhnlichsten Trauerfeiern im Hamburger Michel. Im blumenübersäten Altarraum der Kirche ein Schwarz-Weiß-Foto mit der Aufschrift: „fedder geht’s nicht“. In den Kirchenbänken nahezu der gesamte Hamburger Senat und Prominenz aus Film und Fernsehen. Und draußen vor der Kirche eine Großbildleinwand für unzählige Fans: Hamburg nahm Abschied von einem ganz Großen.

Nahezu die gesamte Stadt nahm Anteil an der Trauerfeier für Jan Fedder im Michel. Freunde, Kollegen und Weggefährten füllten die große Kirche. Vor dem Hauptportal lag ein roter Teppich, bekränzt mit roten Rosen. Der Kirchplatz voller Menschen. Die Schiffe auf Elbe und Alster flaggten Halbmast, Taxen fuhren mit Trauerflor. Fedder wäre am Tag seines Abschieds 65 Jahre alt geworden – doch er schaffte das Pensionsalter nicht: Der beliebte Schauspieler, bekannt vor allem als Polizist aus dem „Großstadtrevier“ und schrulliger Bauer aus „Neues aus Büttenwarder“, starb am 30. Dezember nach längerer Krankheit in seiner Wohnung auf St. Pauli.

„Ein guter Kumpel“

Hauptpastor Alexander Röder sagte in seiner Trauerrede, Jan Fedder sei mit seinen „Ecken und Kanten“ für viele ein „guter Kumpel“ gewesen – selbst für die, die ihn nicht persönlich kannten. Immer wieder habe er „sein großes Herz“ gezeigt und seinen „Sinn für Gerechtigkeit“. Sein Tod reiße eine Lücke, „auch in die Herzen seiner Fans“.

 

Für ARD-Programmdirektor Volker Herres war Fedders Geheimnis seine „Authentizität und Glaubwürdigkeit“. Er habe immer den Erfolg gewollt – oder, wie er es formuliert hätte: „Ich muss schon Nummer eins sein, sonst is‘ scheiße.“ Herres erinnerte daran, dass Fedder neben seinen Kultrollen in „Großstadtrevier“ und „Büttenwarder“ auch Figuren wie den alternden Taucher Jan Hinrichs oder den Kapitän Johann Freytag in den Siegfried-Lenz-Verfilmungen „Der Mann im Strom“ und „Das Feuerschiff“ gespielt habe. Aber, sagte Herres: „Der Himmel hat jetzt einen Schutzmann.“

Lutz Marmor, langjähriger NDR-Intendant, nannte Fedder eine „Kodderschnauze vom Kiez – mit dem Herz am rechten Fleck“. Damit habe er die Menschen im ganzen Land erreicht und sie berührt. Während Dirk Matthies im „Großstadtrevier“ ermittelte, habe Jan Fedder vier Intendanten erlebt, sagte Marmor. Er habe „zum NDR gehört wie der Michel zu Hamburg, wie Uwe Seeler zum HSV und wie Dirk Matthies zum Kiez“.

Aushängeschild für die Polizei

Als „Original“ sei er nicht zu ersetzen, sagte Marmor. Was bleibe, sei „die persönliche intensive Erinnerung, das Glück, das Privileg, ihn gekannt zu haben“. Es blieben aber auch seine Filme. Fedder habe sich „um den Norddeutschen Rundfunk, aber auch für Hamburg und den ganzen Norden verdient gemacht“. Stellvertretend für den NDR und seine Zuschauer sagte Marmor: „Wir vermissen ihn. Ich vermisse ihn – danke für alles.“

Der Hamburger Polizeipräsident Ralf Martin Meyer nannte Fedder „ein Aushängeschild für den Polizeiberuf“. Das „Großstadtrevier“ sei „die deutsche Polizei-Kultserie“ schlechthin, Fedder habe mit ihr Fernsehgeschichte geschrieben.

Mancher Kollege habe ihm gesagt: „Wir hätten jederzeit mit ihm auf Streife fahren können.“ Allerdings, fügte der Polizeipräsident hinzu: „Den Schriftkram hätte wohl besser ein realer Kollege erledigt.“ In Drehpausen sei Fedder zuweilen in „Film-Uniform“ zum Imbiss gegangen: „Ich bin nicht sicher, ob Jan uns dabei nicht auch mal Arbeit abgenommen hat.“

Zum Abschluss sprach die Ehefrau Marion Fedder – nur kurz, aber eindringlich. Dies sei der schwerste Gang, den sie je gegangen sei, sagte sie. Sie erinnerte daran, dass sie vor 20 Jahren Jan Fedder im Michel geheiratet habe. Nun müsse sie am selben Ort Abschied nehmen: „Dein Platz in meinem Herzen bleibt auf ewig mit Liebe gefüllt.“ (epd)