Der etwas andere Zugang zur Religion

Der Bibelgarten am St.-Johannis-Kloster fasziniert mit seinen alten Bäumen, Skulpturen und Pflanzen aus der Bibel. In diesen Sommerwochen treten hier Worte, Natur und Kunst in einen Dialog.

Laden in den Bibelgarten ein: Initiatorin Annette Oellerking (l.) und Pastorin Gisela Andresen.
Laden in den Bibelgarten ein: Initiatorin Annette Oellerking (l.) und Pastorin Gisela Andresen.Olivia von Harlem

Von Olivia von Harlem
Schleswig. "Religion im Gedicht" heißt das verbindende Thema einer Ausstellung im Schleswiger Bibelgarten. 31 Texte von 18 Autoren – überwiegend aus dem Jubiläumsband 25 der Reihe "Das Gedicht" von Herausgeber und Lyriker Anton G. Leitner – wurden dem Buch "entliehen" und als wetterfeste Lyrikbanner im Bibelgarten installiert.

Die einmal jährlich erscheinende buchstarke Zeitschrift "Das Gedicht" ist ein fester Bestandteil der deutschsprachigen Literaturszene, druckt Poesie zeitgenössischer Lyriker aller Generationen ab. Das Spektrum reicht von Lautpoesie über Realpoesie bis hin zur experimentellen Lyrik. Auch Annette Oellerking hat bereits eigene Gedichte in der Publikation von Anton G. Leitner veröffentlicht. Die Schleswigerin ist es auch, die die Ausstellung auf dem Klostergelände in erster Linie ermöglicht hat, denn die Tauwerkfabrik Oellerking hat die Schau realisiert. Hier wurden die Gedichte auf Lkw-Planenmaterial  gedruckt und die Rahmen gefertigt. Jeder Text wurde grafisch individuell gestaltet, so variieren Farben und Schriften, die einen wirken in ihrer Schlichtheit, andere werden durch Illustrationen ergänzt. Und immer fügen sie sich wie selbstverständlich in die Umgebung ein.

Bibelgarten macht Lyrik "gut lesbar"

"Welcher Ort könnte für diese Open-Air-Ausstellung besser passen als der Bibelgarten", sagt die Initiatorin über die gelungene Einheit von alten Mauern, Bäumen, Blumen und Skulpturen. Gedichte wirkten häufig schwergängig, hier seien sie ansprechend und kleinteilig präsentiert, betont Oellerking. An diesem Ort ist die Lyrik im wahren Wortsinn gut lesbar. Wer sich einlässt, nimmt beim Bummel durch den Bibelgarten viele Denkanstöße mit. Die ausgewählten Autoren nähern sich dem Thema Religion aus verschiedenen Blickwinkeln, meist mit tiefem Ernst, aber auch mit einem Augenzwinkern. Junge Poeten kommen ebenso zu Wort wie ältere.

Garten eröffnet neuen Zugang zur Bibel

Gisela Andresen, Pastorin des im Kloster beheimateten Bibelzentrums, freut sich über die Bereicherung im Bibelgarten. Der Garten sei ein häufig besuchter Ort. Hier wachsen Pflanzen, die in der Bibel genannt werden, Symbolpflanzen mit Namen aus der christlichen Tradition. Im hinteren Teil des grünen Kleinods liegt ein Skulpturenpark mit steinernen Propheten und Tieren der Bibel. "Jetzt kann man hier auch lesen und so noch einmal neu in den Garten gehen", sagt Andresen. Ihre Hoffnung ist, dass auch kirchenfernen Menschen ein Zugang zur Bibel eröffnet werden kann. Manchen möge es leichter fallen, durch einen Garten zu gehen als eine Kirchentür zu öffnen.

Weiteres Rahmenprogramm neben der Ausstellung

Das Bibelzentrum bietet auch ein kleines Beiprogramm zur Ausstellung an. Am Mittwoch, 22. August, geht es ab 16 Uhr in einem Workshop um das Gedicht als Ausdruck religiöser Themen und eigene Umsetzungsversuche. Anmeldungen werden ­unter Telefon 04621 / 258 53 erbeten. Am Tag des offenen Denkmals am 9. September endet die Ausstellung mit einer Finissage um 11.30 Uhr. Gisela Andresen hat sich für diesen Tag etwas Besonderes überlegt: Sie bittet Menschen, die Lyrik rund um das Thema Glaube, Kirche und Bibel geschrieben haben oder ­schreiben möchten, ihre Arbeiten bis zum 20. August an das Bibelzentrum, Am St. Johanniskloster 4, 24837 Schleswig, zu senden und während der Finissage vorzutragen.