Der Einkauf unter der Lupe

Fairer Kaffee und Recycling­papier: Was die Kirchengemeinden kaufen, macht viel aus in der großen Bilanz. Regina Möller aus Rostock berät Gemeinden – und erreicht viel mit kleinen Kniffen.

Regina Möller aus Rostock berät Kirchengemeinden, wie man öko und fair einkauft
Regina Möller aus Rostock berät Kirchengemeinden, wie man öko und fair einkauftChristian Meyer/ELKM

Rostock. Mitunter ist es der Blick von außen, der Klarheit schafft. „Ich höre beim Beratungsbesuch bei Kirchengemeinden häufig den Satz: ‚Ach, das haben wir schon immer so gemacht‘“, sagt Regina Möller. „Aber wenn es anders gemacht wird, hat es oft einen überraschenden Effekt.“ Dass der Müll nicht mehr überquillt, weil er nun getrennt wird. Dass Büroutensilien im Endeffekt günstiger werden, weil nicht jeder mal irgendetwas besorgt, sondern ein Verantwortlicher gefunden wurde, der nun nach Plan einkauft. Und sogar öko und fair. Denn genau darum geht es: Dass die Kirchengemeinden ermutigt werden sollen, ihren kirchlichen Einkauf fair, sozial und ökologisch auszurichten.

Regina Müller ist die Frau, die dabei hilft. Sie bietet an, die Kirchengemeinde zu besuchen und gemeinsam zu schauen, was beim Kauf der Lebens- oder Reinigungsmittel besser gemacht werden kann, bei den Büromaterialien, der Ausstattung oder dem Strom. Ökologischer – und eben nicht automatisch auch teurer.

Seit November 2017 gehört sie zum Team der Ökumenischen Arbeitsstelle Mecklenburg im Zentrum Kirchlicher Dienste in Rostock. Auf ihrer vorerst für drei Jahre eingerichteten Projektstelle für ökofaire Beschaffung wirbt die 53-Jährige für die nordkirchenweite Aktion „Ökofaire Gemeinde“. „Die Nordkirche hat sich ja das Ziel gesetzt, bis 2050 kohlendioxidneutral zu sein, und das versuchen wir hier umzusetzen.“

Kleine Schritte

Ein großes Ziel. Dabei ist die gelernte Agraringenieurin eine Freundin der kleinen Schritte. „Wenn – dann machen wir es richtig, sonst fangen wir gar nicht erst an“, ist ein Argument, gegen das sie anläuft. „Ich sage den Gemeinden: ‚Versucht nicht, perfekt zu sein‘. Bei den meisten ist der Anfang ja gemacht, und darauf kann man aufbauen. Es geht ums Umdenken!“, sagt sie.

Die Innenstadtgemeinde Rostock beispielsweise brauchte neue Kissen für die Kirchenbänke. Statt billigem Polyester empfahl Regina Möller massive Schafwolle und machte Vorschläge. Ihr Wissen, was fair und günstig ist und wo es zu bestellen geht, hat die Gemeinde gern genutzt. Teurer sind die Kissen, ja, aber besser und von hier. „Die halten jetzt hundert Jahre.“ Sie übernahm auch das Vermessen und Bestellen. „Damit keiner zusätzlich Arbeit hat.“ In der Gemeinde sind in dem von ihr begleiteten Prozess viele gute Ideen entstanden, sagt sie. Die Einrichtung eines öffentlichen Trinkbrunnens zum Beispiel, bei dem übrigens der Wasserversorger die Wasserkosten übernimmt, wie sie organisiert hat.

Stelle wird erweitert

Anfangen. Aufbauen. Weitergehen. Inzwischen fragen Gemeinden bei ihr an – aber sie brauchte zwei Jahre, um sich bekanntzumachen. „Da braucht man langen Atem.“ Erste Impulse sind gesetzt. „Zarte Pflanzen, die am Leben gehalten werden müssen, um nicht wieder zu versanden.“ Darum möchte Regina Möller nach Projektende weitermachen, unbedingt.

Und tatsächlich möchte auch der Pommersche Kirchenkreis dieses in Mecklenburg seit drei Jahren erprobte und jetzt erweiterte Konzept künftig unterstützen, wie Pressesprecher Sebastian Kühl mitteilt. Mit neuen und alten Mitfinanzierungpartnern wie „Brot für die Welt“, Diakonie MV und Nordkirche soll nach deren Zusage das Projekt im November diesen Jahres in eine 100-Prozent-Stelle für beide Kirchenkreise übergehen.