„Der beste Film aller Zeiten“ – Vergnügliche TV-Premiere

Die Egos dreier eitler Filmschaffender prallen beim Dreh des „besten Films aller Zeiten“ aufeinander: Davon erzählt eine vergnügliche Satire mit Penelope Cruz, Antonio Banderas und Oscar Martinez in den Hauptrollen.

In Zusammenarbeit mit filmdienst.de und der Katholischen Filmkommission gibt die KNA Tipps zu besonderen TV-Filmen:

Ein reicher 80-jähriger Geschäftsmann sehnt sich nach mehr Prestige und verfällt auf die Idee, einen Film zu finanzieren. Er erwirbt die Rechte an einem Roman und engagiert die hochdekorierte Filmemacherin Lola Cuevas (Penelope Cruz) als Regisseurin. Doch das Projekt um die Rivalität zweier Brüder gerät zur Tour de Force, als die beiden Darsteller – ein selbstbezogener Filmstar (Antonio Banderas) und ein nicht weniger eitler Theatermime (Oscar Martinez) – sich während der Proben in ausufernde Hahnenkämpfe verstricken. Angeheizt von der Regisseurin, die ihrerseits einen exzentrischen Stil fährt.

Die Komödie übers Showgeschäft von Mariano Cohn und Gaston Duprat macht eine puristisch moderne Villa zur Bühne für den Schlagabtausch übergroßer Egos. Eine treffsichere, nur gelegentlich auf Klischees zählende Satire von 2021 auf filmkünstlerische Arbeitsprozesse, mit pointierten Dialogduellen und zur Hochform auflaufenden Darstellern.

Seinen Film „Der beste Film aller Zeiten“ zu nennen, das ist so mutig wie kokett – und auch ein bisschen riskant. Im Original kommt der Titel zwar mit „Competencia oficial“ – also: offizieller Wettbewerb – etwas bescheidener daher, verweist aber mit der höchsten Kategorie bei Festivals ebenfalls auf die Krone der Filmkunst. Der „beste Film aller Zeiten“ ist der augenzwinkernd so betitelte Film zwar sicherlich nicht geworden, durchaus aber eine vergnügliche, scharfzüngige Satire über das Filmgeschäft mit seinen zahllosen Wichtigtuern und Eitelkeiten.

Darin will der gelangweilte Millionär Humberto Suarez nichts weniger als „den besten Film aller Zeiten“ produzieren. „Was weiß ich?!“, antwortet er genervt auf die Frage, worum es darin gehen soll. Sich selbst unsterblich zu machen, ist das Motiv des 80-Jährigen. Also engagiert er mit der experimentierfreudigen Regisseurin Lola, Filmstar Felix und dem hochgelobten Theaterschauspieler Ivan „die Besten“ ihres Faches. Sie sollen einen Literaturbestseller namens „Rivalität“ verfilmen, in dem es um den Konkurrenzkampf zwischen zwei Brüdern geht.

Das Thema ist damit gesetzt: Während „Der beste Film aller Zeiten“ von den gemeinsamen Proben erzählt, beleuchtet die Komödie vor allem den Hahnenkampf zwischen den zwei Mimen. Doch auch Lola ist keineswegs frei von der Überzeugung, ein Genie zu sein. Weshalb sie sich selbstbewusst einreiht in dieses Kaleidoskop ziemlich unerträglicher Filmschaffender.

Das Autoren- und Regieduo Mariano Cohn und Gaston Duprat hat schon häufig zusammengearbeitet. Diesmal präsentieren sie: die alles der (vermeintlichen?) Kunst unterordnende Lola, die ihren Drehbuch-Ordner mit Collagen aus Fotos, Fundstücken, Kippen und Haarbüscheln versehen hat und sich in der Rolle des radikalen Enfant terrible gefällt. Den selbstverliebten Felix, der für internationalen Mainstreamerfolg steht und sein Selbstbewusstsein vor allem aus häufig wechselnden jungen Geliebten zieht. Sowie den selbstgerechten Ivan, der seine angebliche moralische Überlegenheit und seinen künstlerisch-intellektuellen Anspruch wie eine Monstranz vor sich herträgt.

Die zwei Männer versuchen den jeweils anderen (und auch sich selbst) von der eigenen Herrlichkeit zu überzeugen. Gezielt gefördert wird deren Wettbewerb durch Lola. Die Schauspieler, die ein konkurrierendes, aber nahezu symbiotisch verbundenes Brüderpaar spielen sollen, will sie dazu bringen, ihre „Autonomie aufzugeben“; Transformation sei die Antwort. Und nebenbei macht es ihr vermutlich auch ein bisschen Spaß, ihre Machtposition zu nutzen.

Dazu kommt die puristisch-futuristische Villa der „Stiftung Humberto Suarez“, in der die Schauspielproben stattfinden. Das wie ein Ufo in der Landschaft liegende Gebäude mit seinen gigantischen Räumlichkeiten braucht es, um den nicht minder gigantischen Egos der drei Hauptfiguren ausreichend Platz zur Entfaltung zu geben – Kameramann Arnau Valls Colomer fängt diesen Raum gekonnt ein. Die von Penelope Cruz, Antonio Banderas und Oscar Martinez hervorragend gespielten Protagonisten messen in scharfzüngigen Dialogen und überraschenden Wendungen ihre Kräfte.

Der effektvoll erzählte Film zeichnet mit viel schwarzem Humor und einer präzise eingesetzten Musikspur ein höchst unterhaltsames Bild der Filmbranche. Zwar pflegen Cohn und Duprat einen bewussten Umgang mit Klischees, schießen dabei gelegentlich aber übers Ziel hinaus. Etwas mehr Subtilität bei der Verwendung von Stereotypen hätte dem Film durchaus gutgetan. Insgesamt gestaltet sich das Geschehen manchmal zu erwartbar, sind die Erkenntnisse zur eitel-verkommenen Filmwelt teils eher banal.

Wahrlich überraschend aber ist das vielfach schillernde Ende geraten, in dem die Ebene des Films und des Films-im-Film endgültig in eins fallen. Und das, will man Lola glauben, gar kein wirkliches Ende ist: So gebe es die Filme, die enden, wenn der Abspann läuft. Oder immer dann, wenn man an sie denke. Und dann, fügt die Regisseurin hinzu, gebe es noch die anderen Filme – nämlich die, die „niemals enden“. Dass „Der beste Film aller Zeiten“ zu dieser letzten Kategorie gezählt werden muss, daran lässt Lola keinen Zweifel.