Den Gemeinden fehlen die Ehrenamtlichen

Die Gemeinden der Nordkirche bereiten sich auf die Kirchenwahl am 1. Advent vor. Doch mancherorts fehlen noch genug Kandidaten – wie in Quickborn.

Jan Decker und Caroline Raddatz hoffen auf genug Kandidaten für die Wahl zum Kirchengemeinderat
Jan Decker und Caroline Raddatz hoffen auf genug Kandidaten für die Wahl zum KirchengemeinderatClaudia Ellersiek / shz

Quickborn/Schwerin. Im Einzugsgebiet der Kirchengemeinde Quickborn-Heide wohnen 6000 Menschen. 1400 Menschen sind Mitglied in der Gemeinde, also knapp ein Viertel. Und etwa 1 Prozent davon geht sonntags in die Kirche. Doch im Augenblick geht es Pastorin Caroline Raddatz und Jan Decker, stellvertretender Vorsitzender des Kirchengemeinderats, um etwas anderes: Sie kämpfen mit viel Energie darum, genug Kandidatinnen und Kandidaten für die Wahl des Kirchengemeinderats am 1. Advent zu finden.

Zwei Pastorinnen sind in dem Gremium qua Amt Mitglied. Das Gremium muss mehrheitlich aus Ehrenamtlichen bestehen – und die sind aktuell nicht leicht zu finden. „Wir haben in den vergangenen zwei, drei Gemeindebriefen Hilferufe dazu veröffentlicht“, schildert Jan Decker. Ob sich nicht jemand berufen fühle, einzuspringen, zu helfen, sich zu engagieren? Die Reaktion darauf sei „relativ überschaubar“ geblieben, schildert er ernüchtert. „Es ist ganz, ganz schwierig, jemanden zu finden.“

Nicht mehr mobil genug

Das Problem: In der Generation, die die Kirchengemeinde vor mehreren Jahrzehnten aufgebaut und getragen habe, sind manche nicht mehr mobil genug, weggezogen oder schon verstorben, so der stellvertretende Vorsitzende. So werde auch der Personenkreis, der sich zu ehrenamtlicher Arbeit wie im Kirchengemeinderat engagiert, immer dünner. „Und die, die bleiben, sind oft Mitte 70 bis weit in die 80er Lebensjahre.“

Mit diesem Motiv wirbt die Nordkirche für die Wahl
Mit diesem Motiv wirbt die Nordkirche für die WahlNordkirche

Oberkirchenrat Sebastian Kriedel, Referent im Dezernat Recht, ist als Oberwahlleiter für die Kirchen­gemeinderatswahl der Nordkirche zuständig. Dort, wo Kandidaten fehlen, spricht er den Aktiven Mut zu. Was passiert in einem solchen Fall? „Die Gemeinde kann zu einem anderen Zeitpunkt wählen. Das sollte innerhalb von vier Wochen geschehen. In dieser Zeit bleibt der amtierende KGR bestehen“, so Kriedel. Trete dieser früher zurück, müsse auch die KGR-Wahl früher geschehen. „Wenn wieder nicht genügend Kandidaten gefunden werden, wird ein Beauftragtengremium über den Kirchenkreisrat gebildet. Die Beauftragten kümmern sich dann um Neuwahlen. Sie können auch den Bestand der Kirchengemeinde in Frage stellen.“

In Quickborn-Heide fehlen vor allem Jüngere. Nicht, dass die Pastorin und andere Mitglieder des Gemeinderats es nicht versucht hätten: Beispielsweise über die Kirche für Kinder. Die Familien nutzen das Angebot auch gern, berichtet Jan Decker; doch für ehrenamtliche Tätigkeit in der Woche oder am Wochenende sei kaum Freiraum. Zudem würden sich heute viele nicht mehr über sechs Jahre zu etwas verpflichten wollen.

„Es macht einfach Spaß“

„Wenn es ein Projekt geben würde, das über einen befristeten Zeitraum läuft, dann würden möglicherweise wohl einige zusagen und mitmachen“, ist sich Jan Decker sicher. Hier verweist Sebastian Kriedel auf das Rücktrittsrecht der Gewählten: Wenn junge Menschen in Ausbildung gingen oder aus anderen Gründen die Gemeinde verließen, könnten sie ihren KGR-Sitz abgeben. Der KGR wähle dann fehlende Mitglieder nach.

Jan Decker kümmert sich im Kirchengemeinderat um die Öffentlichkeitsarbeit und den Finanzhaushalt. Manchmal fehlt dann die Zeit für Privates, andererseits sieht er eine Verpflichtung darin, sich für die Gemeinde einzusetzen. Und: „Es macht auch einfach Spaß“, so Decker – wenn nur nicht zu viel auf einen einströme, wie etwa jetzt zur Kirchenwahl. „Wir sind aber zuversichtlich, dass wir die Wahl in Quickborn-Heide wegen zu geringer Anzahl nicht absagen müssen.“