In Argentinien haben am Donnerstag (Ortszeit) Menschenrechtlerinnen der “Mütter der Plaza de Mayo” gegen eine Leugnung der Verbrechen der argentinischen Militärdiktatur demonstriert. Zu ihrer traditionellen Donnerstagsrunde kamen mehr als tausend Menschen. Die Organisatoren warfen dem künftigen Präsidenten Javier Milei und seiner Kandidatin für das Amt der Vizepräsidentin, Victoria Villarruel, vor, offen den “Völkermord zu leugnen” und die “zivil-militärisch-kirchliche Diktatur” zu rechtfertigen. In Sprechchören warnten die Demonstrierenden vor einer “Milei-Diktatur”.
Der libertäre Ökonom Milei hatte im Wahlkampf die offiziellen Opfer-Zahlen der Militärdiktatur angezweifelt: Es seien nicht 30.000 Verschwundene, sondern 8.753. Die Armee habe inakzeptable Exzesse begangen, die mit aller Härte des Gesetzes verfolgt werden müssten. Während dieser Zeit hätten aber auch linksextreme Terroristen Menschen ermordet, gefoltert und Bombenattentate verübt.
Vizepräsidentin Victoria Villarruel hatte sich im Wahlkampf mit Angehörigen der Opfer von Guerillagruppen getroffen. Diese fordern, dass der Staat auch das Leid ihrer Familien respektiert. Die derzeit noch regierenden Peronisten werfen Milei vor, die Grausamkeiten der Militärdiktatur zu verharmlosen.
Die “Mütter der Plaza de Mayo” stehen wie kaum eine andere Organisation in Argentinien für den zivilen Widerstand gegen die rechte Militärdiktatur (1976-1983), der Zehntausende zum Opfer fielen. Besonders grausam war die Praxis, Regimegegner tot oder lebendig aus Flugzeugen abzuwerfen. Während der Militärdiktatur begannen die Mütter, immer donnerstags zu demonstrieren, um auf das Schicksal der vielen tausend Vermissten hinzuweisen.
Das machte sie zu einer national und international anerkannten Menschenrechtsorganisation. Ihr Markenzeichen war und ist das Kopftuch, heute in Buenos Aires allgegenwärtiges Erkennungssymbol der Organisation. Bis heute gibt es am Donnerstag die traditionellen Runden auf der “Plaza de Mayo”, auch wenn viele Gründungsmitglieder inzwischen verstorben sind.
Milei folgt auf Präsident Alberto Fernandez, der aufgrund fehlender Rückendeckung vom regierenden linksperonistischen Lager auf eine erneute Kandidatur verzichtete. Offizieller Amtsantritt von Milei ist am 10. Dezember. Das zweitgrößte Land Südamerikas wird von Jahresinflation von 143 Prozent und einer Armutsrate von rund 40 Prozent erschüttert.