Dem Tod den Schrecken nehmen

Es hilft, sich mit dem Sterben zu beschäftigen, sagt Pastorin und Krankenhausseelsorgerin Brita Bartels aus Greifswald. In einem Vortrag macht sie Mut, sich rechtzeitig dem Thema zu nähern.

Pastorin und Krankenhausseelsorgerin Brita Bartels in ihrem Beratungszimmer im Universitätsklinikum Greifswald
Pastorin und Krankenhausseelsorgerin Brita Bartels in ihrem Beratungszimmer im Universitätsklinikum GreifswaldChristine Senkbeil

Es hilft zu leben, sich mit dem Sterben zu beschäftigen – davon ist Brita Bartels überzeugt. „Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden“, zitiert die Pastorin Psalm 39,5. Diesen Fakt erst einmal anzuerkennen ist ihr ein Anliegen, wenn Sie am 5. November in Greifswald zu einem Vortrag über die „Kunst des Sterbens“ einlädt.

Denn diese Erfahrung macht die Krankenhausseelsorgerin sehr häufig: Das Thema Tod gründlich betrachten, das mögen wir Menschen nicht so. „Manche verdrängen den Gedanken bis zum Lebensende“, sagt sie. Aber sie erfährt in ihrem Klinikalltag am Greifswalder Universitäts-Klinikum eben auch: Menschen sterben in jedem Lebensalter. Sogar auf der Säuglingsstation. „Wir wünschen uns alle, lebenssatt zu sterben, aber ob und wann es passiert, ist unabhängig von unserem Alter und unserer Fitness.“

Je unvorbereiteter der Tod kommt, desto härter ist es

Die Unausweichlichkeit des Todes. „Es ist gut sich Gedanken dazu zu machen. Je unvorbereiteter er kommt, desto härter ist es“. Keineswegs aber möchte sie ihn als Schreckgespenst im Raum stehen lassen, den bösen Gevatter Tod. Hier kommt die „Kunst des Sterbens“ ins Spiel, von der sie im Vortrag reden wird. „Ars moriendi“, so der lateinische Begriff für die „Sterbekunst“. Schon im Spätmittelalter beschäftigten sich die Menschen mit einer christlichen Vorbereitung auf einen das Leben gut abschließenden, heilsamen Tod.

„Wenn ich Menschen frage: ‚Was würdest du tun, wenn du nur noch drei Tage zu leben hättest?‘ Mit wem muss ich unbedingt noch sprechen, was noch regeln? Es ist ja erstaunlich, was sich da verändern würde! “ So ist der Gedanke an den Tod auch ein Bewusstmachen dessen, was offen liegt, eben auch im Leben, im Täglichen. Welche Lasten vielleicht noch auf dem Herzen liegen – und ob es wirklich den drohenden Tod braucht, um jemandem bestimmte Worte zu sagen.

Darum birgt die Antwort auf diese Frage, so findet die Pastorin, auch schon vieles darüber, welches Leben man eigentlich bis dahin führen möchte. Das: „Wie will ich leben?“ ist so Teil der Antwort auf die Frage: „Wie will ich sterben?“

Sterbenskunst als Chance fürs Leben

Es geht um ein Vergegenwärtigen darüber, was einem wichtig ist. Sich darauf vorzubereiten, darin liegt die Kunst. Auch praktische Fragen sind wichtig, sagt sie: Wie möchte ich bestattet werden, wie begleitet werden, wenn das Leben weniger wird? Das zu organisieren. „Ich möchte in meinem Vortrag Mut machen, die Sterbenskunst auch als Chance fürs Leben zu sehen: Das Leben bewusst zu gestalten und so miteinander zu leben, dass man dann sagen kann, es ist gut so.“

Denn: „Wie ich lebe, so werde ich auch sterben und so wie ich sterbe, werden andere auch damit weiterleben.“ Die Kraft für diesen Prozess, auch davon ist sie überzeugt, die haben wir alle in uns. Auch, durch die schwierige Situation der Trauer hindurchzugehen. „Niemand ist allein!“ „Sterben kann jeder“: ein Satz also, der in zwei Richtungen gilt. Jedem kann es passieren, aber jeder kann sich auch darauf vorbereiten und seinen Umgang mit dem Tod finden.

Die Universitätsmedizin Greifswald lädt am Dienstag, 5. November, um 16 Uhr zu diesem Vortrag ein im Hörsaal Nord des Klinikums, Ferdinand-Sauerbruch-Straße.