Dem Text zu Diensten

Vor 450 Jahren am 15. Mai wurde der Komponist Claudio Monteverdi in Cremo getauft

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Ohne Claudio Monteverdi gäbe es die Musik, wie wir sie heute kennen, wohl nicht. Er legte die Grundlagen für das harmonische Verständnis, das die westliche Musik, egal welcher Stilrichtung, bis heute prägt. Am 15. Mai 1567, vor 450 Jahren, wurde der Komponist im norditalienischen Cremo getauft. Sein Geburtsdatum liegt, wie so manches Detail seines Lebens, im Dunkeln.
Als Monteverdi, gerade 15-jährig, seine musikalische Ausbildung begann, stand die Renaissance-Musik in voller Blüte. Es war die Hochzeit der Vokalpolyphonie, jener Musik, bei der das harmonische Miteinander der Stimmen durch das Überlagern mehrerer Melodien erzeugt wird. Immer kunstvoller fielen die Musikstücke aus. Vom gesungenen Text aber verstand man bald gar nichts mehr.
Und eben daran störte sich der junge Monteverdi. In seinen Augen sollte die Musik aus dem Text heraus entwickelt werden. Statt auf kunstvolle Mehrstimmigkeit setzte er daher auf die Ausdruckstärke eines Sängers. Das harmonische Gerüst zur Melodie lieferten Begleitinstrumente. Als „Seconda prattica“ (zweite Praxis) ging die damals revolutionäre Kompositionstechnik in die Musikgeschichte ein.
Seine Komponistenkarriere hat zwei große Abschnitte. Von 1590 bis 1612 wirkte er am herzoglichen Hof von Mantua, von 1613 bis zu seinem Tod im Jahr 1643 in Venedig. Entsprechend lang ist sein Werkkatalog. Zahlreiche weltliche Madrigale finden sich dort ebenso wie geistliche Werke, darunter die Marienvesper. Und eine stattliche Anzahl von Opern, von denen allerdings nur drei bis heute erhalten sind.
Monteverdis Einfluss auf die noch junge Gattung Oper kann dennoch nicht überschätzt werden. Indem er die Musik in den Dienst des Textes stellte, schuf er eine neue Form des dramatischen Ausdrucks, die die Zuschauer noch heute fasziniert. Aber nicht nur musikalisch war Monteverdi ein Neuerer. Als Kapellmeister des Markusdoms in Venedig stellte er die Kirchenmusik auch organisatorisch neu auf. Er belebte den Chor neu, griff die Tradition der gesungenen Messen wieder auf und sorgte dafür, dass die Mitglieder des Instrumentalensembles Monatslöhne erhielten, anstatt wie bisher auf Tagesbasis bezahlt zu werden.
So erfolgreich Monteverdi als Komponist war – privat blieben ihm Schicksalsschläge nicht erspart. Schon 1607 starb, nach nur 13 Ehejahren, seine Frau. Später raffte eine Pestepidemie einen seiner beiden Söhne dahin. Der zweite bekam es mit der Inquisition zu tun und musste von seinem Vater aus dem Gefängnis freigekauft werden. Seinen Glauben allerdings verlor Monteverdi darüber nicht. Im Gegenteil: Mit 65 Jahren ließ er sich in Venedig zum Priester weihen, um fortan noch stärker der Kirche zu dienen. Als er 1643 starb, war ganz Venedig auf den Beinen, um ihm ein letztes Lebewohl zu sagen.