Debatte über Benin-Bronzen: Nigerianischer Künstler kritisiert Deutschland

Der nigerianische Künstler Victor Ehikhamenor hat die Debatte über den Verbleib der Benin-Bronzen in Nigeria kritisiert. Die Diskussion darüber sei „respektlos“ und „beleidigend“.

Annalena Baerbock und Claudia Roth bei der Zeremonie zur Rückgabe der Benin-Bronzen an Nigeria in Abuja am 20.12.2022
Annalena Baerbock und Claudia Roth bei der Zeremonie zur Rückgabe der Benin-Bronzen an Nigeria in Abuja am 20.12.2022Imago / photothek

Der nigerianische Künstler Victor Ehikhamenor hat die in Deutschland geführte Debatte über den Verbleib der Benin-Bronzen in Nigeria kritisiert. Die Diskussion darüber, was mit den Bronzen nach der Rückgabe passiert, sei „respektlos“ und „beleidigend“, sagte Ehikhamenor dem Evangelischen Pressedienst (epd). Diese Frage sei eine innenpolitische Angelegenheit Nigerias, betonte der 53-Jährige, der seine Arbeiten unter anderem auf der Biennale in Venedig präsentiert hat.

Die Benin-Bronzen sind 500 Jahre alte Skulpturen aus dem einstigen Königreich Benin im heutigen Nigeria. Die Bronzen wurden 1897 von britischen Truppen geraubt und nach Europa abtransportiert. Deutsche Museen hatten im Dezember 2022 etliche Bronzen restituiert, die vor Ort von Außenministerin Annalena Baerbock und Kulturstaatsministerin Claudia Roth (beide Grüne) zurückgegeben wurden.

Vermessen, sich zu echauffieren

Ende vergangener Woche wurde bekannt, dass der scheidende nigerianische Präsident Muhammadu Buhari die Rechte an den Bronzen dem König von Benin, Oba Ewuare II., übertragen hat. Teils wurde dies in deutschen Medienberichten kritisiert. Ehikhamenor sagte, es sei vermessen, sich darüber zu echauffieren. „Warum seid Ihr so besessen davon, was mit den Benin-Bronzen passiert?“, fragte der Künstler. Er habe sich auch nicht in die politische Debatte über das Humboldt Forum in Berlin eingemischt.

Einige der Bronzen seien aus Tempeln gestohlen und entweiht worden, betonte Ehikhamenor. „Wir müssen selbst herausfinden, wie wir mit diesen entweihten Objekten umgehen.“ Diese Debatte finde zwischen der nigerianischen Regierung und dem Palast des Oba von Benin statt, sagte der Künstler, der sich in seiner Arbeit auch mit den Benin-Bronzen und ihrem Raub beschäftigt. „Der Kolonialismus hat vieles zerstört und wir sind bis heute dabei, die entstandenen Probleme aufzuarbeiten.“

Edo Museum of West African Art

In Zukunft könne das in Benin-Stadt geplante „Edo Museum of West African Art“ die Bronzen beherbergen. Aber es werde auch ohne sie voll, sagte der Künstler. „Europa hat kein Recht darauf, uns zu sagen, wie wir mit unseren eigenen Themen umgehen sollen.“ Ein Sprecher des Auswärtigen Amt hatte erklärt, dass man die Rückgabe der Bronzen weiterhin für richtig halte.

Victor Ehikhamenor lebt in der nigerianischen Wirtschaftsmetropole Lagos sowie in den USA. In seinen Werken, die weltweit ausgestellt werden, beschäftigt er sich unter anderem mit der Geschichte Afrikas, besonders auch mit dem Kolonialismus.