Datenschutz? Ethikrat sieht Chancen für Gesundheitswesen

Das E-Rezept und die elektronische Gesundheitskarte hält Alena Buyx, Vorsitzende des Rats, für sinnvoll. Datenschützer müssten ihre Rolle neu definieren.

Medikamente mit einem QR-Code – das sieht das E-Rezept vor
Medikamente mit einem QR-Code – das sieht das E-Rezept vorImago / Photothek

München. In Deutschland wird nach Auffassung der Vorsitzenden des Deutschen Ethikrats, Alena Buyx, zu sehr auf die Risiken und zu wenig auf die Chancen der Digitalisierung im Gesundheitswesen geschaut. Sie sagte der Süddeutschen Zeitung, eine stärkere Nutzung von Daten sei aus ethischer Sicht sogar notwendig. Patientinnen und Patienten in Deutschland litten ebenso wie Forscherinnen und Forscher unter einem zu strikten Datenschutz, der darüber hinaus häufig auch noch zu streng ausgelegt werde. „Da ist das Maß verloren gegangen“, so Buyx, das „kostet Leben“.

Die Ethikratsvorsitzende begrüßte damit die Pläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), die Digitalisierung im Gesundheitswesen voranzutreiben und Projekte wie die elektronische Gesundheitskarte und das E-Rezept. Die Digitalisierungsdefizite im deutschen Gesundheitsbereich seien enorm und hätten direkte negative Effekte auf Leben und Gesundheit vieler Menschen. Gleichzeitig biete eine bessere Datennutzung viele Vorteile, etwa bei Vorsorge, Diagnostik, Therapie und medizinischer Forschung. „Sie ist deshalb ethisch geboten“, so Buyx, die auch Professorin für Ethik der Medizin und Gesundheitstechnologien an der TU München ist. In internationalen Forschungsprojekten sei Deutschland wegen des Datenschutzes mittlerweile abgehängt.

„Keine Schutzwälle“

Datenschutz sei ohne Frage wichtig, betonte Buyx gegenüber der SZ. „Es geht nicht darum, Schutzwälle einzureißen. Es geht aber darum, bei gutem Schutz gleichzeitig wichtige Dinge in verantwortlicher Form möglich zu machen.“ Chancen und Risiken müssten in ein vernünftiges Verhältnis gesetzt werden. Dazu sei es auch nötig, eine andere Einstellung zum Datenschutz zu entwickeln „bei allen Beteiligten im Gesundheitswesen und auch in der Bevölkerung“. Vor allem Datenschützer müssten ihre Rolle neu definieren, sie sollten sich „als positive Ermöglicher und nicht als Mahner oder gar Verhinderer verstehen“.