Das Stichwort: SOS-Kinderdorf Deutschland

1949 gründete der österreichische Medizinstudent Hermann Gmeiner das erste SOS-Kinderdorf für Waisenkinder in Imst (Tirol). 1955 folgte der deutsche Ableger mit dem ersten Kinderdorf in Dießen am Ammersee; seit den 1960er Jahren hat sich die Idee in über 130 Ländern verbreitet. Allein SOS-Kinderdorf Deutschland betreibt heute eigenen Angaben zufolge 39 Einrichtungen an 266 Standorten in Deutschland.

Herzstück des Vereins waren in den ersten Jahrzehnten die Kinderdorffamilien. Dort sollten Kinder, die nicht bei ihren Eltern leben konnten, eine Betreuung in einem familiären Umfeld erhalten. Mittlerweile bietet SOS-Kinderdorf Deutschland auch ambulante Hilfen sowie Beratung für Familien, Angebote zur schulischen und beruflichen Bildung sowie Tagesbetreuung für Menschen mit Behinderung an.

Im Jahr 2023 lebten laut Verein 352 Kinder und Jugendliche in 82 deutschen SOS-Kinderdorffamilien. Rund 3.650 junge Menschen nutzten die insgesamt 141 berufsorientierten Angebote, weitere rund 10.000 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit Behinderung wurden stationär, in Kitas oder berufsorientierten Maßnahmen betreut. In über 10.700 Fällen habe der Verein junge Menschen und Familien ambulant und durch Beratung unterstützt.

SOS-Kinderdorf Deutschland hat den Angaben zufolge 5.200 Mitarbeitende und 1.300 ehrenamtlich Beschäftigte. Kinderdorfmütter oder -väter benötigen eine pädagogische Qualifikation; Quereinsteiger können mithilfe des Vereins eine dreijährige berufsbegleitende Ausbildung zu staatlich anerkannten Erzieherinnen oder Erziehern absolvieren.

Seit 2010 hat der Verein eine „Interne Anlauf- und Monitoringstelle für kindeswohlgefährdende Grenzüberschreitung“ eingerichtet. Sie soll Einrichtungen im Einzelfall unterstützen und übergreifende Schutzkonzepte weiterentwickeln, heißt es in einem Leitfaden mit dem Titel „Verbindliche Verfahrenswege bei Grenzüberschreitungen in Einrichtungen des SOS-Kinderdorfvereins“. 2021 hat SOS-Kinderdorf Deutschland schließlich eine unabhängige Kommission mit der Aufarbeitung von Missbrauch und Gewalt in den einzelnen Einrichtungen beauftragt. (00/2941/02.10.2024)