Artikel teilen:

Das Stichwort: Kongresshalle

Nürnberg-Reiseführer bezeichnen die Kongresshalle im Südosten der Stadt als ein Zeugnis des Nazi-Größenwahns. Sie zählt mit dem „Kraft durch Freude“-Seebad in Prora auf Rügen zu den größten erhaltenen Einzelbauwerken der NS-Zeit. In ihr sollte einmal im Jahr während der Reichsparteitage der „Parteikongress“ abgehalten werden. Die Kongresshalle sollte „auf Jahrtausende hinaus dem Parteikongreß der NSDAP eine Stätte bieten“, hieß es. Hitler wollte in der dann größten Halle der Welt, mit Platz für 50.000 bis 60.000 Menschen, programmatische Reden halten. Die Pläne für den Monumentalbau stammten vom Nürnberger Architekten Ludwig Ruff (1878-1934).

Am 11. September 1935 fand während des Reichsparteitags die Grundsteinlegung für das Gebäude statt, für dessen Fassade das Kolosseum in Rom Vorbild war. Die Kongresshalle hat eine Grundfläche von 275 mal 265 Metern. Für sie mussten Waldflächen am Dutzendteich gerodet und tausende Säulen in den schlammigen Untergrund getrieben werden, auf denen die Betonfundamente ruhen. Wäre die Kongresshalle fertig geworden, hätte sie eine Höhe von 70 Metern erreicht – das Kolosseum ist 48 Meter hoch. Aber die Bautätigkeit wurde nach Kriegsbeginn 1939 immer langsamer und 1942 bei einer Höhe von 40 Metern ganz eingestellt.

Nach dem Krieg ging das Gelände mit der Kongresshalle in den Besitz der Stadt Nürnberg über. Das riesige unfertige Gebäude wurde Lagerhalle, Parkplatz und Übungsgelände für den Katastrophenschutz. Die Nürnberger Philharmoniker haben dort seit 1963 ihre Proberäume und seit 1986 den Serenadenhof. Angedacht waren in dem Komplex auch schon Freizeit- und Eventcenter, ein Seniorenzentrum, Kinos, Diskotheken, Tennisplätze oder Fitnessstudios.

Seit 2001 befindet sich im Nordflügel das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände, für das der Architekt Günther Domenig einen 130 Meter langen „Pfahl“ aus Glas und Beton in die Kongresshalle trieb.

Ab 2028 soll im Innenhof der Kongresshalle die Interimsspielstätte des Nürnberger Staatstheaters stehen, an der bereits gebaut wird. (2400/22.07.2025)