Das Stichwort: Evangelische Akademie Sachsen
Die Evangelischen Akademien in Deutschland sind nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet worden. Sie entstanden als Antwort auf die Schuldverstrickung der Kirchen an den Verbrechen der Nationalsozialisten und um beim Aufbau einer demokratischen Gesellschaft mitzuwirken. In Sachsen wurde die evangelische Akademie am 31. Oktober 1949 in Meißen gegründet.
Sie hatte ihren Sitz zunächst im Privathaus des damaligen Dompredigers und Akademiedirektors, Georg Muntschick (1897-1966), und seiner Familie. 1992 zog die kirchliche Bildungseinrichtung in den St. Afra-Klosterhof in Meißen und schließlich 2020 in die Dresdner Dreikönigskirche – Haus der Kirche.
In der ersten Hälfte der 1980er Jahre wurden Veränderungen in der Vermittlung angestoßen. Während vorher in evangelischen Akademien vor allem biblische und ethische Themen frontal nähergebracht wurden, standen nun auch konfliktbeladene gesellschaftspolitische Themen auf dem Programm und begannen zudem gruppendynamische Prozesse.
Die themenbezogenen Studienbereiche wurden in Sachsen nach 1990 eingeführt. Aktuell konzentriert sich die Arbeit der Evangelischen Akademie Sachen auf die Bereiche Religion, Kultur, Demokratie und Jugend. Im Mittelpunkt stehen die Themen Krieg und Frieden, der Weg der Kirchen zur ökumenischen Gemeinschaft oder die Verteidigung des Rechtsstaates und der Demokratie. Dazugekommen sind seit einiger Zeit Debatten zu Nachhaltigkeit und Klimawandel.
Neben Dresden sind auch Meißen und Leipzig Veranstaltungsorte der Evangelischen Akademie Sachsen. Zudem gibt es die mobile Bildungsarbeit, die zu strittigen Themen in die Regionen geht. Im ersten Halbjahr 2024 war die Akademie an etwa 20 Orten zu Gast.
Die Arbeit der Akademie richtet sich an Menschen, die politische, kulturelle und religiöse Fragen interessieren. Angeboten werden Seminare, Tagungen, Studientage, Workshops und Fachgespräche sowie Vorträge, Lesungen, Exkursionen, Studienreisen und Ausstellungen. Im Mittelpunkt steht der Dialog.
Es sollen laut Akademieangaben Gelegenheiten und Räume geschaffen werden, in denen strittige Auffassungen und Widersprüche in gegenseitiger Wertschätzung behandelt werden können. In die gesellschaftlichen Debatten werden christliche Werte hineingetragen.
Zu DDR-Zeiten traten kirchliche Akademien unter dem Druck der SED-Diktatur nach außen hin möglichst unpolitisch auf. Nach der friedlichen Revolution wurde der Meißener Klosterhof St. Afra zu einem Akademie- und Tagungszentrum der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens ausgebaut.
Die bundesweit 16 evangelischen Akademien haben sich im Dachverband „Evangelische Akademien in Deutschland (EAD)“ zusammengeschlossen. Der Sitz ist in Berlin.