Das Rätsel um das Luther-Zimmer

Schönhagen. Menschen mögen Rätsel. Das dachte sich auch Kerstin Ahlborn, Mitglied im Kirchenvorstand der Gemeinde Schönhagen. Die 49-Jährige überlegte, wie man Personen, die nicht regelmäßig zum Gottesdienst erscheinen, einen unverkrampften Zugang zur Kirche ermöglichen könne. Eines Nachts hatte sie die Idee. „Ich war mit meinen Kegelfreunden unterwegs und weil das Wetter so schlecht war, haben wir einen Escape-Room besucht.“ Das habe so viel Spaß gemacht, die Teilnehmer hatten so viel Freude daran, dass sie überlegte, warum es nicht auch in ihrer Gemeinde einen solchen Raum geben könne? „Natürlich mit einem kirchlichen Bezug.“ 
Kurz entschlossen stimmte sie sich mit dem Kirchenvorstand ab und entwickelte dann mit einem Team von neun Leuten einen sogenannten Escape-Room. Dort löst eine Gruppe in einem von außen verschlossenen Raum knifflige Rätsel und Aufgaben, aus denen sich eine Zahlenkombination ergibt, mit der sich die Türschlösser öffnen. Das Ganze muss innerhalb einer Stunde geschehen.  

Luthers Wartburg-Zimmer nachgebaut

Entstanden ist ein Raum, der dem Zimmer von Martin Luther auf der Wartburg nachempfunden wurde. „Wir haben den Raum, in dem sich der Kirchenvorstand bislang getroffen hat, kurzerhand umfunktioniert“, sagt die 49-Jährige. 
Drei Wochen wurde in einer Gemeinschaftsaktion gezimmert, gehämmert, neue Tapeten angebracht und Rohre verlegt. Es wurden alte Möbel von den Dachboden der verschiedenen Gemeinden geschleppt. Ein alter Apothekerschrank wurde wieder instandgesetzt und ein rustikal gezimmerter Holztisch als Schreibtisch hergerichtet und vom Moos befreit.  
„Es ist uns gelungen, in dem Escape-Room die Atmospäre eines späten Mittelalters herzustellen", freut sich Kerstin Ahlborn. Auch wenn die Fragen nicht unbedingt Kenntnisse über Martin Luther voraussetzen, sei es wichtig, neben Spiel, Spaß und Spannung, auch sinnliche Eindrücke zu vermitteln. 

Spende als Eintritt

Das Team um Kerstin Ahlborn möchte, dass die Besucher sich wohlfühlen und nicht verärgert das Weite suchen, weil die Fragen und Aufgaben zu knifflig sind. „Die Leute sollen ihren Spaß haben und sich idealerweise im Nachhinein weiter über Martin Luther informieren“, wünscht sich die 49-Jährige. Um ein Erfolgs­erlebnis zu ermöglichen, hat das Team eine Kamera in dem Raum installiert. So bekommen die Beobachter rechtzeitig mit, wenn  eine Gruppe Hilfe oder Tipps benötigt. 
„In dem Raum kann jeder spielen – egal ob Jude, Moslem oder Christ", sagt Katrin Ahlborn. Es sei ihnen wichtig, ein attraktives überkonfessionelles Angebot zu entwickeln. „Wir wollen Jugendliche, aber auch die mittlere Generation ansprechen und zugleich ein Freizeitangebot für unsere Region präsentieren“, erläutert Initiatorin Ahlborn. „Normalerweise kostet der Besuch eines Escape­rooms zwischen 20 und 30 Euro“,sagt die Mutter dreier Kinder. An manchen Orten sogar noch mehr. Der Kirchengemeinde sei es jedoch wichtig, nur eine Spende zu nehmen, niemand solle ausgegrenzt werden. 

Erste Anfragen eingetroffen

Mit zum Team gehören Annette Pfeilsticker, Christel Grebe, Susann Czibeck, Holger Ackurat, Manina und Dirk Kimpel, Annegret Böttner sowie Kerstin und Udo Ahlborn. Sie kümmern sich auch um die Betreuung der spielenden Teams. Optimal eignet sich der Raum für drei bis sechs Spieler, das Mindestalter sollte bei 14 Jahren liegen, weil die Rätsel nicht einfach zu lösen sind. Gern können auch Jüngere spielen, wenn ihnen Ältere behilflich sind. Nach oben hin sind beim Alter keine Grenzen gesetzt.  
„Wir haben von Bürogemeinschaften aber auch von Privatleuten für Ostern erste Anfragen erhalten“, berichtet Kerstin Ahlborn. Allerdings könnten in der Gemeinde selbst ältere Menschen wenig mit einem ­Escape-Room anfangen. Hier müsse noch Aufklärungsarbeit ­geleistet werden. 
Info
Gebucht werden kann das Abenteuerspiel im Internet auf der Website der Gemeinde,  per E-Mail an escape@ahlborn-xp.de oder telefonisch unter 05571 / 70 60.