Die Drohung einer Übernahme des Panamakanals durch die USA von Präsident Donald Trump wird nach Beobachtungen der Deutschen Seemannsmission in dem mittelamerikanischen Land ernst genommen und löst unterschiedliche Reaktionen aus. „Das Land ist zweigeteilt“, schildert die Stationsleiterin in Panama, Andrea Meenken, im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) ihre persönlichen Eindrücke. „Die einen sagen, das Volk habe sowieso nichts von den Kanaleinnahmen, soll er sich den doch zurückholen.“ Panamas Präsident José Raúl Mulino und seine Anhänger seien jedoch strikt dagegen.
US-Präsident Donald Trump hatte in der vergangenen Woche in seiner Antrittsrede damit gedroht, er werde den Kanal „zurückholen“. Der 82 Kilometer lange, von den Vereinigten Staaten gebaute Panamakanal verbindet seit 1914 den Pazifischen Ozean mit der Karibik. Die USA, die den Kanal während des 20. Jahrhunderts kontrollierten, übergaben ihn Ende 1999 an Panama. Heute wird die nach dem Suezkanal zweitwichtigste Wasserstraße der Welt jährlich von etwa 14.000 Handelsschiffen befahren.
„In Panama ist die Korruption allgegenwärtig, das geht den Menschen schon lange gegen den Strich und löst eine große Unzufriedenheit aus“, verdeutlicht Meenken, die enge Kontakte zur Bremer Seemannsmission als Partnerstation unterhält. Nur wenige Leute im Land profitierten von den Passagegebühren des Kanals. „Die einen sagen: Wir haben eigentlich gar nichts davon, die anderen sagen, nach einer Übernahme durch die USA rollt der Rubel wenigstens.“
Für die Seeleute sei der Kanal mit jeder Menge Stress verbunden. „Hier passiert viel: Es gibt Inspektionen, Treibstoff wird gebunkert.“ Landgänge, die auch für die mentale Gesundheit der Crews eine große Rolle spielten, seien trotz internationaler Vereinbarungen kaum möglich. Außerdem stellten sich im Zusammenhang mit der Drohung von Trump eine Reihe von Fragen wie die, ob sich nach einer US-Übernahme etwas am Zugang zu den Häfen am Kanal ändern würde.
Es gibt Meenken zufolge in Panama aber auch viele Menschen, die in dem Konflikt eine eher gleichgültige Position einnehmen. „Sie sagen: Der Kanal wird weiter existieren, egal, wer ihn administriert.“ Die Deutsche Seemannsmission hält Kontakte zu den Menschen, die auf den Schiffen und in den Häfen arbeiten. Panama ist das jüngste Mitglied im Netzwerk der 33 Stationen der weltweit agierenden Deutschen Seemannsmission, die ihre Zentrale in Hamburg hat.
Das Konsortium „CK Hutchison Holdings“ mit Sitz in Hongkong betreibt seit 1997 die Häfen Balboa und Cristóbal an den Enden der Wasserstrecke. Zu den größten Kunden des Kanals zählen Schiffe aus den Vereinigten Staaten und China. US-Außenminister Marco Rubio hat angekündigt, dass er in dieser Woche zu einer Auslandsreise aufbrechen will, die ihn auch nach Panama führt.