Das Herz stark machen

Bringt Kirche Christus ins Spiel? Gedanken zum Predigttext am Sonntag Exaudi („Erhöre mich“). Von Anja Siebert-Bright, Pfarrerin in der Martin Luther Kirche in Berlin-Neukölln.

Predigttext am Sonntag Exaudi: Epheser 3,14–21Deshalb beuge ich meine Knie vor dem Vater, von dem jedes Geschlecht im Himmel und auf Erden seinen Namen hat, dass er euch Kraft gebe nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit, gestärkt zu werden durch seinen Geist an dem inwendigen Menschen, dass Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne. Und ihr seid in der Liebe eingewurzelt und gegründet, damit ihr mit allen Heiligen begreifen könnt, welches die Breite und die Länge und die Höhe und die Tiefe ist, auch die Liebe Christi erkennen könnt, die alle Erkenntnis übertrifft, damit ihr erfüllt werdet, bis ihr die ganze Fülle Gottes erlangt habt. Dem aber, der überschwänglich tun kann über alles hinaus, was wir bitten oder verstehen, nach der Kraft, die in uns wirkt, dem sei Ehre in der Gemeinde und in Christus Jesus durch alle Geschlechter von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.

Von Anja Siebert-Bright

Körperliche Bewegung, nicht soviel Sitzen, Draußen-Sein in der Natur, gesundes Essen, die nötigen Vitamine, genügend Schlaf – wenn es darum geht, unseren Körper in Schuss zu halten, dann wissen Sie und ich doch eigentlich, wie es geht – theoretisch zumindest. Denn ob sich das alles jeden Tag in die Praxis umsetzten lässt, das ist ja dann so eine Sache. Aber immerhin, wir wissen, wie es geht oder gehen könnte. Aber wie ist es denn mit unserem Innersten, unserem Herzen, unserem inwendigen Menschen, wie es der Apostel Paulus in seinem Brief an die Epheser nennt, der uns an diesem Sonntag Exaudi erreicht? Der soll wachsen, stark und groß werden, aber wie geht das denn? Unser Herz wachsen lassen, stark machen? Christus in ihm wohnen lassen? Was für wunderbare Worte du machst, lieber Paulus, denke ich, wie poetisch und schön und was für eine Aussicht: die Liebe Christi erkennen und erfüllt werden mit der ganzen Gottesfülle. Aber wie geht das, sagst du das auch? Ach, lieber Paulus, da scheinst du mir doch gar nicht so anders zu sein als wir Pfarrerinnen und Pfarrer von heute auf der Kanzel. Da stehen wir und reden schöne Worte, große Worte. Sprechen von Liebe, Versöhnung, Vergebung und Frieden. Von Glauben und Gottesnähe, von Geborgenheit und Zuversicht. Worte, die wunderschön sind, die so anrührend poetisch klingen, die soviel Versprechen in sich tragen. Doch wie es geht: lieben, versöhnen, vergeben, hoffen, Christus in sich wohnen lassen, so ganz konkret, seien wir mal ehrlich, sagen wir nicht, oder?

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