Das große Weihnachts-ABC

Alle Jahre wieder kommt die Weihnachtszeit: mit Liedern, Leckereien, Leibesfülle. Ein buntes Alphabet rund um das bevorstehende Fest.

Eine Krippe gehört in vielen Familien zu Weihnachten dazu
Eine Krippe gehört in vielen Familien zu Weihnachten dazuImago / Chromorange

Abschmücken: Beginnen wir mit dem Ende. Weil viele Weihnachtsbäume schon im November voll aufgebrezelt werden, landen sie quasi zum Fest selbst schon auf dem Müll. Das nennt man „abschmücken“ oder „abblümeln“.

Bethlehem: wo alles begann! Im Zentrum des 30.000-Einwohner-Städtchens in den heutigen Palästinensischen Autonomiegebieten im Westjordanland steht die Geburtskirche, wo einst der Stall mit der Krippe für das Jesuskind gestanden haben soll. Wegweiser dorthin war der „Stern von Bethlehem“.
 
Caspar: einer der „drei Weisen aus dem Morgenland“, auch „Magier“ (gr. magoi) oder „Heilige Drei Könige“ genannt. Sie brachten dem neugeborenen Jesus Weihrauch, Gold und Myrrhe. Heute ziehen am Dreikönigstag Kinder, als Caspar, Melchior und Balthasar verkleidet, von Haus zu Haus, um für Kinder in Not zu sammeln und den Segen „C + M + B“ zu spenden.

Dickens, Charles: Der englische Schriftsteller (1812-1870) hat mit „A Christmas Story“ eine der bekanntesten Weihnachtserzählungen geschaffen. Die sozialkritische Geschichte handelt von dem geizigen Geldverleiher Ebenezer Scrooge, der zu Weihnachten sein Leben von Grund auf ändert.

Weihnachtsparadies liegt im Erzgebirge

Erzgebirge: das deutsche Weihnachtsparadies. Holzpyramiden, Räuchermännlein, Schwibbögen und Nussknacker, am besten aus Seiffen, der Spielzeugstadt.

„Fest des Tannenbaums“: oder wie sollte man mit dem zweitwichtigsten christlichen Fest in der sozialistischen DDR umgehen? „Advent“ (Ankunft) ging schon mal gar nicht! Da sprach man lieber von „vorweihnachtlichen Kalendern“. Und die Engel waren eben „geflügelte Jahresendfiguren“ – zumindest erzählt man sich das heute so.

Gans: Stammt die Weihnachtsgans von der traditionellen Martinsgans ab? War Feinschmeckern der Karpfen als Festtagsessen zu öde geworden? Oder stimmt sogar, dass die englische Königin Elisabeth I. beim Verspeisen einer Gans vom Sieg in der Seeschlacht gegen die Spanische Armada 1588 erfahren habe? Für die Gans ändert es nichts.

Eine  gebratene Gans kommt bei vielen deutschen Familien zu Weihnachten auf den Tisch
Eine gebratene Gans kommt bei vielen deutschen Familien zu Weihnachten auf den TischImago / allOver-MEV

Heiligabend: Der Abend der Geburt Jesu kennt viele H’s: die Herbergssuche etwa, die Maria und Josef zur Zeit der Niederkunft fast verzweifeln ließ; oder die Hirten auf dem Felde, die dem Stern bis zur Krippe folgten.

„Ihr Kinderlein kommet“: Im Winter des Revolutionsjahres 1794 dichtete ein junger Kaplan im schwäbischen Thannhausen, Johann Nepomuk Christoph Schmid, eines der bis heute bekanntesten deutschen Weihnachtslieder.

„Jauchzet, frohlocket“: der berühmte Eingangschor des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach (1685-1750), uraufgeführt 1734 vom Leipziger Thomanerchor. „Rühmet, was heute der Höchste getan!“

Was Opa Hoppenstedt von Weihnachten hält

Kerzen, Glöckchen, Engelsflügel: Zwischen Weihnachtsgefühligkeit und Weihnachtskitsch ist es nur ein schmaler Grat. „Früher war mehr Lametta!“, schimpft Opa Hoppenstedt in Loriots Sketch – aber hat er auch Recht?

„Last Christmas“: Vor der grässlichen Fahrstuhlmusik von George Michael (1963-2016) gibt es kein Entrinnen! Aber: Wo sind die echten Weihnachtslieder hin?

Mariä Lichtmess: Der 40. Tag nach der Geburt Jesu (2. Februar) wurde früher als das Ende der Weihnachtszeit begangen. Heute wird vor allem als ein Segen betrachtet, dass es endlich wieder spürbar länger hell bleibt.

Eine Nordmanntanne gehört zum Fest dazu
Eine Nordmanntanne gehört zum Fest dazuImago / Future Image

Nordmanntanne (lat. abies normannia): Die „Kaukasus-Tanne“ ist der meistgenutzte Weihnachtsbaum. 1835 entdeckte der finnische Biologe Alexander von Nordmann die Art im heutigen Georgien. Bis zu 500 Jahre alt können einzelne Exemplare werden – doch heute landen die allermeisten auf der Halde.

Ochs und Esel: gehören als tierisches Ensemble in jede gute Krippe. Die Evangelien wissen noch nichts von ihnen. Erst das wohl um 625 verfasste Pseudo-Matthäus-Evangelium berichtet von den stummen Zeugen des welthistorischen Geschehens.

Plätzchen: stehen auch stellvertretend für Aachener Printen, Nürnberger Lebkuchen, Dresdener Stollen, Spekulatius, Truthahn, Vanille, Zimt, Eierpunsch, Marci panis (Brot für den hl. Markus), Weckmann, Äpfel, Nuss und Mandelkern und alles, was Festtagsspeck verursacht.

Nach Weihnachten kommen die längen Nächte

Quadragese: auch Advents- oder Martinsquadragese genannt. Früher wurde nicht nur in den 40 Tagen vor Ostern, sondern auch 40 Tage vor Weihnachten gefastet. An Sankt Martin (11. November), dem Pachttag, wurde oft in Naturalien bezahlt und also noch mal richtig hingelangt. Danach war Schmalhans Küchenmeister.

Raunächte: auch Zwölfernächte genannt, sind die längsten und also dunkelsten zwölf Nächte des Jahres rund um Weihnachten und den Jahreswechsel. An ihnen, so glaubte man früher, haben die bösen Geister und Dämonen freien Lauf. Mit Weihrauch („Rauchnächte“) mussten sie aus dem Haus vertrieben werden.

„Stille Nacht“: Des Deutschen allerliebstes Weihnachtslied soll für die Weihnachtsmusiken aller Art stehen: von „Oh du fröhliche“, „Tauet, Himmel, den Gerechten“ über die „Carmina Burana“ bis zu „Macht hoch die Tür„.

Tannennadeln: sind weniger beliebt als der Baum, zu dem sie vorher gehörten. Die gute Hausfrau trennt sich daher immer früher von ihm. Noch vor einigen Jahren war die letzte Baumabfuhr um Mariä Lichtmess (s. dort) – heute spätestens Mitte Januar.

"U" wie Umtauschorgie! Sie beginnt direkt nach dem Fest
"U" wie Umtauschorgie! Sie beginnt direkt nach dem FestImago / Ralph Peters

Umtausch-Orgie: oder wie nennt man jene Werktage nach Heiligabend, wenn die Republik die Innenstädte bevölkert und unnütze, hässliche oder doppelte Geschenke in die Läden zurückbringt?

Väterchen Frost: So heißt in Russland jener kräftig-bärtige Gabenbringer, der dem Christkind an Heiligabend kommerzielle Konkurrenz macht. „Father Christmas“ ist er in England, in den USA hat ihn Coca Cola zum rotbemäntelten „Santa Claus“ mit „Rudolf dem Rentier“ gemacht. Als Stammvater steht der heilige Nikolaus mit Knecht Ruprecht oder dem Zwarten Piet.

Weihnachtsansprache: Wenn sich die Queen via Radio und TV an den „Commonwealth of Nations“ wendet, ist das Kult. In Deutschland hat der Bundespräsident seit 1970 einen deutlich schwereren Stand.

Weihnachten – einfach richtig durchkommerzialisiert

X-Mas: amerikanisch für Weihnachten – wobei das X eigentlich für das griechische Christus-Monogramm (XRISTOS) der frühen Christen steht. Doch von christlicher Botschaft ist nicht so viel übrig: „X-Mas“ ist eine Chiffre für die komplette Durchkommerzialisierung des Festes.

Yemen: die Heimat des Weihrauchbaumes „Boswellia sacra“. Aus dem „Morgenland“ brachten die Heiligen Drei Könige dem neugeborenen Jesus Geschenke mit (s. „Caspar“).

„Zwischen den Jahren“: So heißt die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr oder dem Dreikönigstag. Früher ruhte an diesen Tagen die Arbeit vollständig. Geblieben davon sind die schulischen Weihnachtsferien.