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Das Gehirn mit Chili dopen

Das deutsche Bildungssystem steckt in der Krise. Zuletzt attestierte die PISA-Studie der OECD einem Viertel der Viertklässler, dass sie schwach lesen können und Texte nicht verstehen. „Wir müssen Schule und Bildung revolutionieren“, stellt deshalb die Fürther Didaktikerin und Trainerin Claudia Böschel im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) fest. Oftmals stehe nur die pure Wissensvermittlung in Schule oder Hochschule im Vordergrund. „So ist lehren nicht gehirneffizient, sondern einfach schlecht.“

Böschel, die seit über 20 Jahren unter anderem Lehrer und Dozenten unterstützt, plädiert für mehr Methodenvielfalt im Unterricht. „Wir müssen Schüler aus der Konsumhaltung holen und Neugier erzeugen.“ Dafür müsste man Kinder vom Stillsitzen in der Klasse befreien und deren Sinne ansprechen. Sie denkt hierbei etwa an Übungen mit den eigenen Fingern, ans Jonglieren, an „Gehirndoping mit Gewürzen wie Chili oder Zimtstangen“ oder an Unterricht in der freien Natur. In ihrer Trainerinnenpraxis habe sich gezeigt, dass sich so die Merkfähigkeit deutlich steigern lasse.

Mit dem Kippeln mit dem Stuhl im Unterricht würden Kinder deutlich zeigen, dass sie eigentlich Bewegung brauchen, erläutert Böschel. Lehrer aber würden vor einer Unfallgefahr warnen und das Wackeln auf dem Stuhl unterbinden. Die Didaktikerin könnte sich dagegen eine Projektarbeit an der Schule im Werkunterricht vorstellen, bei dem eine Unterlage gebastelt wird, die ein sicheres Kippeln ermöglicht.

„Das alles sind kleine Ansätze, um positiv auf das Gehirn und das Lernen einzuwirken“, sagt sie. (00/0837/12.03.2024)