Das besondere Café an historischem Ort

In der historischen Bischofsherberge neben dem Ratzeburger Dom arbeiten Menschen mit und ohne Beeinträchtigung Hand in Hand – und vor allem mit viel Freude und einem Herz für ihr Café.

Von Kristina Larek
Ratzeburg. Neben dem Turm des Ratzeburger Doms liegt die rund 800 Jahre alte Bischofsherberge. Das mittelalterliche Gebäude ist das älteste erhaltene Bauwerk Schleswig-Holsteins außerhalb von Lübeck. Wandmalereien aus den Baujahren sind restauriert worden und verleihen den Räumen eine ursprüngliche Atmosphäre. Direkt hinter dem Eingang steht eine Holzsäule aus der ursprünglichen Bausubstanz von 1230, deren Baum schon damals rund 600 Jahre alt gewesen sein muss. 2010 beschloss die Domgemeinde, das baufällige Gebäude zu sanieren und ein Café dort einzurichten.

Café mit interessanten Arbeitsplätzen

Seit 2013 betreibt die Vorwerker Diakonie in den historischen Räumen das „Café Bischofsherberge“. Mitarbeiter mit und ohne Beeinträchtigung sorgen an drei Nachmittagen für das Wohl der Gäste. Das Café ist nicht das erste Inklusionsprojekt auf der Ratzeburger Dominsel. Bereits seit 1989 gibt es dort das „Gästehaus Domkloster“, ebenfalls von der Vorwerker Diakonie betrieben. „Wir haben immer beobachtet, dass viele Touristen herkommen und gedacht, dass ein Café hier schön wäre und interessante Arbeitsplätze schafft“, erzählt Abteilungsleiter Ingeld Paulsen.
Vom Backen über das Konditern und Servieren bis zum Kassieren arbeiten im „Café Bischofsherberge“ alle Mitarbeiter Hand in Hand. Jeder werde nach seinen Fähigkeiten und Möglichkeiten unterstützt und gefördert. „Der eine kann besser rechnen und arbeitet an der Kasse, der andere fühlt sich beim Servieren wohler, und der nächste ist beim Backen sicherer“, so Paulsen weiter. Für alle Fälle sind hauptamtliche Mitarbeiter mit pädagogischer Zusatzausbildung im Hintergrund dabei und decken ab, was die anderen nicht schaffen, manchmal auch den ungeliebten Abwasch.

Die Menschen lieben das Café

Den muss auch Mitarbeiter Marko Schuster manchmal machen, das Kassieren ist ihm aber lieber. Da sei er inzwischen so sicher, dass er auch an einem stressigeren Sonntag gut klarkomme. Für ihn ist das „Café Bischofsherberge“ etwas Besonderes, gerade wenn er bedenkt, dass das Haus rund 800 Jahre alt ist, „das ist immer wieder interessant“. Am meisten Freude bereitet ihm aber die Herstellung der Torten. Da gehen ihm auch schwierige Rezepte wie die Käse-Sahne-Torte leicht von der Hand. „Wenn man das ein paar Mal gemacht hat, geht das eigentlich. Außerdem ist ja immer einer da, den ich fragen kann“, erzählt Schuster. Sein Lieblingskuchen im Moment: die Erdbeerschnitte. Von Schmandkuchen über gedeckten Apfelkuchen mit Sahne oder die aufwendige Marzipan-Nuss-Torte wird im „Café Bischofsherberge“ alles selbst gebacken. Eine Konditorin entwickelt gemeinsam mit den Mitarbeitern die Rezepte, probiert aus und leitet beim Backen an.

Mitarbeiter haben Spaß bei der Arbeit

Ob auf der Terrasse direkt neben dem Turm des Doms oder im Inneren der liebevoll restaurierten Bischofsherberge, für die Gäste ist nicht auf den ersten Blick zu erkennen, dass das Café ein Inklusionsprojekt ist. Genau darauf legt Ingeld Paulsen auch Wert. Er hofft, dass die Gäste merken, wie viel Spaß die Menschen haben, die hier arbeiten, und wie sehr sie das  Café lieben.
„Spürbar kann es dann sein, wenn ein Mitarbeiter länger braucht oder das Tablett beim Servieren mit beiden Händen trägt“. Wer aber in Ruhe in der Bischofsherberge einkehrt, werde den Unterschied nicht merken. „Ich denke, Inklusion findet man dann, wenn alle da sind, wo sie sich wohlfühlen,“ und wenn sie die Chance bekämen, an einem solchen Ort ihre Möglichkeiten zu entfalten, darin ist sich Ingeld Paulsen sicher.

Das „Café Bischofsherberge“ ist von Freitag bis Sonntag jeweils von 14 bis 18 Uhr geöffnet, Domhof 31, Ratzeburg.