Darum wird Pilgern sich schnell erholen

Schon für den späten Sommer rechnet Bernd Lohse mit vielen Pilgern im Norden, die auch im vergangenen Jahr bei Tagestouren aktiv waren. Allein die Cafés und Gaststätten an den Wegen machen ihm Sorgen.

Im Sommer 2019 machte Pilgerpastor Bernd Lohse sich mit einer Gruppe im Hamburger Stadtpark auf den Weg
Im Sommer 2019 machte Pilgerpastor Bernd Lohse sich mit einer Gruppe im Hamburger Stadtpark auf den WegTimo Teggatz

Hamburg. Der Pilgerpastor der Nordkirche, Bernd Lohse, rechnet damit, dass das Pilgern im Spätsommer einen neuen Boom erleben wird. Die Infrastruktur für Pilgerwanderungen sei „relativ robust“, sagte Lohse dem Evangelischen Pressedienst (epd). Viele Betten würden von Kirchengemeinden, Klöstern oder engagierten Privatleuten bereitgestellt. Sorge bereite ihm allerdings, ob die zahlreichen Cafés, Gaststätten und Pensionen entlang der Pilgerwege überleben werden. Lohse ist seit 2009 Pilgerpastor an der Hamburger Hauptkirche St. Jacobi.

Pilgern sei auch während des Corona-Sommers gefragt gewesen, hat Lohse beobachtet. Pilgerinnen und Pilger aus Deutschland hätten sich aber auf Strecken im Inland konzentriert. So hätten die Pilgerherbergen auf der „Via Baltica“ von Usedom über Lübeck und Hamburg nach Bremen im August und September rund zehn Gäste pro Nacht registriert – mehr als in den Jahren zuvor. Sehr nachgefragt sei in Norddeutschland auch der „Jacobusweg“ von Hamburg durch die Lüneburger Heide. Es gebe zudem Ideen für neue Pilgerwege an der schleswig-holsteinischen Westküste und in Mecklenburg-Vorpommern.

Auf nach Portugal!

Offenbar haben sich ausländische Pilger auch auf ihr eigenes Land besonnen. Auf dem „Olavsweg“ von Oslo nach Trondheim seien in früheren Jahren zu 60 Prozent Deutsche gelaufen. Im vorigen Jahr dagegen seien es zu über 90 Prozent Norweger gewesen. Für den kommenden Sommer rechnet Pastor Lohse auf deutschen Wegen eher mit einheimischen Pilgern. Besonders beliebt sei derzeit aber auch der „Camino Portugues“, der von der portugiesischen Hafenstadt Porto ins spanische Santiago de Compostela führt. Für den Herbst plant Lohse einen Workshop in Portugal mit den vier deutschen Auslandsgemeinden zum Thema Pilgern.

Ja, wo lang denn nun? Pilger freuen sich auf das Ende der Pandemie
Ja, wo lang denn nun? Pilger freuen sich auf das Ende der PandemieAngelika Osthues / epd

Mittelfristig sieht Pastor Lohse das Pilgern weiter im Aufwind. Es gebe ein großes Bedürfnis nach einem klimaneutralen, spirituellen Urlaub. Gefragt sei immer häufiger „Tourismus mit Inhalt“. Außerdem sei Pilgern verhältnismäßig preiswert.


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Während des aktuellen Lockdowns empfiehlt Lohse Pilgerwanderungen mit Übernachtungen zu Hause. Für Hamburger biete sich der Weg von Lübeck über Wedel nach Horneburg an, bei der am Ende der Tagestour eine Rückfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln möglich ist. Das Kartenmaterial dazu bietet das Pilgerbüro an der St. Jacobi-Kirche in Corona-Zeiten verbilligt an. Allerdings musste die Pilgerherberge in Klein Wesenberg bei Lübeck schließen. Dies hängt allerdings mit dem Umbau des Gemeindehauses und nicht mit Corona zusammen. (epd)