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Darf ein Kirchenbesuch Eintritt kosten?

Gemeinden, deren große Kirchen gerade im Sommer von vielen Touristen besucht werden, sagen: Ohne Eintritt geht es nicht. Bei manchen Besuchenden trifft das auf Unverständnis.

In St. Nikolai Stralsund werden Touristen um einen Erhaltungsbeitrag gebeten. Wer nur zum Beten in die Kirche möchte, darf kostenlos rein
In St. Nikolai Stralsund werden Touristen um einen Erhaltungsbeitrag gebeten. Wer nur zum Beten in die Kirche möchte, darf kostenlos reinJohannes Pilgrim

Für Pastor Robert Pfeifer von St. Marien Lübeck ist die Sache klar. Es sei „eine Notwendigkeit“, dass Gäste für den Besuch der Kirche zahlen. „Wir haben jährlich 400 000 Gäste, es bedeutet einen hohen Aufwand, die Kirche sauber und offen zu halten.“ Dabei seien die fünf Euro, die die Gemeinde seit diesem Jahr erhebt, „ausdrücklich kein Eintritt, sondern ein Erhaltungsbeitrag, ohne den die Kirche für Touristen nicht mehr zugänglich wäre“.

Alle Gäste hätten zudem die Möglichkeit, an der Kasse zu sagen, sie wollten die Kirche aus spirituellen Gründen besuchen, also eine Kerze anzünden, ein Gebet sprechen – dann sei der Besuch kostenfrei. „Da diskutieren wir auch nicht mit den Besuchern.“ Allerdings sei sein Eindruck, so Pfeifer, dass über das Thema Eintritt nicht selten auch andere Themen abgehandelt würden, wie etwa Enttäuschung über die Institution Kirche oder Vorkommnisse in der Heimatgemeinde.

Viele große Kirchen verlangen Eintritt

St. Marien ist kein Einzelfall. Bundesweit verlangen eine ganze Reihe protestantischer Gotteshäuser Eintritt, etwa der Berliner Dom, der Dom zu Meißen oder die St.-Nikolai-Kirche in Stralsund. Dort habe der größte Teil der Besuchenden Verständnis für die vier Euro Erhaltungsbeitrag, sagt Angelika Pandikow-Seekamp, die für Kirchenöffnung und Tourismus zuständig ist. Doch manche reagierten auch unwirsch. „Was wir häufiger hören, ist: Kirche ist doch für alle da und hat so viel Geld.“

In der Stralsunder Nikolaikirche wimmelt es vor Verzierungen, Figuren, Epitaphen und mehr
In der Stralsunder Nikolaikirche wimmelt es vor Verzierungen, Figuren, Epitaphen und mehrSybille Marx

Dabei wüssten viele gar nicht, welche Schätze sich hinter den Eingangstüren verbergen und was es koste, sie zu erhalten. „Deshalb sagen wir manchmal: Wir laden Sie ein, die Kirche kostenlos zu besichtigen.“ Dann sei es ein Glücksmoment, wenn die Besucher herauskommen und sagen: „Sie hatten recht, vier Euro sind noch viel zu wenig.“

Die Nordkirche hält sich mit einer Stellungnahme zum Thema zurück. So verweist der Beauftragte für Kirche und Tourismus auf Pressesprecher Dieter Schulz, der mitteilt: „Als Körperschaften des öffentlichen Rechts regeln die Kirchengemeinden ihre Angelegenheiten eigenverantwortlich und im Rahmen geltender gesetzlicher und kirchlicher Bestimmungen. In Fällen, in denen Kirchengebäude stark touristisch frequentiert sind und mit einem hohen personellen, organisatorischen oder baulichen Aufwand verbunden sind, kann es vor Ort Überlegungen zu freiwilligen Beiträgen oder Eintrittsregelungen beispielsweise für Führungen geben.“

Für Menschen, die kein spirituelles Anliegen haben, sei eine Kirche mit einem Museum vergleichbar, sagt Pastor Robert Pfeifer. Da seien fünf Euro, der Lübecker “Marientaler” vergleichsweise wenig. „Denken Sie mal, was heute der Eintritt ins Museum kostet oder eine Kugel Eis.“ Außerdem sei die Marienkirche Teil des Weltkulturerbes: „Es ist ein gesellschaftlicher Auftrag, sie zu erhalten. Und sie bleibt ein offener Ort, der Menschen Heimat und Zuflucht bietet.“