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„Da jammert Gott in Ewigkeit“

Geistliche Begleiterinnen und Begleiter aus ganz Deutschland trafen sich in Haus Villigst: Im Vordergrund standen der Austausch persönlicher Erfahrungen und die Beschäftigung mit theologischen Themen im Bezug zur geistlichen Begleitung

Premiere in Haus Villigst in Schwerte: 85 Pfarrerinnen und Pfarrer aus zwölf Landeskirchen kamen jetzt zu einem Symposion „Geistliche Begleitung“ zusammen. Vier Tage lang tauschten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über ihre persönlichen Erfahrungen und aktuelle Herausforderungen von Verkündigung und Lebensbegleitung aus. Zur Zusammenkunft gehörten auch Andachten, Workshops, Gesprächsgruppen, gemeinsames kontemplatives Gebet und eine Reihe von Vorträgen. Dabei ging es inhaltlich um das Thema „Das Geheimnis der Dreieinigkeit Gottes in der geistlichen Begleitung“.

„Selig sind, die nicht sehen und doch glauben“

Der Beauftragte für geistliche Begleitung in der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW), Professor Ralf Stolina, betonte gleich zu Beginn des Symposions: „Die Trinitätslehre ist der immer neu notwendige Versuch, den lebendigen Gott in seiner Mitteilung an die Welt und den Menschen zu beschreiben.“
Gleichzeitig stelle sich aber die Frage, wie man überhaupt von Gott reden könne „den niemand je gesehen hat“, so Stolina. Er verwies auf die biblische Erzählung von der Begegnung des auferstandenen Jesus mit dem sogenannten „zweifelnden Thomas“, der aber vor allem Thomas „mit einer starken und treuen Sehnsucht“ sei. Zu ihm sagte Jesus: „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!“ Damit habe er zugleich alle Menschen gesegnet, die Gott suchen und auf Gott vertrauen.
In seinem Vortrag zitierte Ralf Stolina auch Martin Luther und dessen Choral „Nun freut euch, liebe Christengmein“. Darin heißt es zu Beginn der vierten Strophe: „Da jammert Gott in Ewigkeit.“ Für den Referenten bedeutet dies: „Gott ist ergriffen und lässt sich berühren. Gott hat Mitgefühl. Was den Menschen  betrifft, verhallt nicht einfach in den Weiten des Alls, sondern weckt Gottes Barmherzigkeit.“ Wenn der Mensch mit Gott verbunden sei, gehörten dazu dann gleichzeitig die Verbundenheit mit den Mitmenschen und damit geschichtliche, politische und soziale Aufgaben.

Die Geburtsstunde
der Seelsorge

„Gottes Jammern, seine Barmherzigkeit, ist die Geburtsstunde der Seelsorge“, so Stolina: „Was Menschen bewegt, ist von Bedeutung, weil es auch für Gott von Bedeutung ist.“ Dies alles sei auch Grundlage geistlicher Begleitung. Im Blick auf die Dreieinigkeitslehre betonte er in diesem Zusammenhang: „Wie Menschen mit dem Geheimnis Gottes in Berührung kommen, kann sehr verschieden sein. Vielleicht erfahren sie eher seine Überbegreiflichkeit. Vielleicht erleben sie ihn im Antlitz Jesu Christi und in der konkreten Ansprechbarkeit oder mehr im Wehen des Schöpfergeistes.“ Diese Erfahrungen verbinden sich und klingen zusammen, betonte Stolina: „Niemand erfährt das göttliche Geheimnis ganz – wir sind aneinander gewiesen.“ Und so versuchten geistliche Begleiterinnen und Begleiter auf verschiedene Weise dem Lebensgespräch zwischen Gott und Mensch hilfreich zu sein.
Neben dem Beauftragten der EKvW trugen auch andere Referentinnen und Referenten Aspekte zum Thema bei, darunter Silke Harms aus dem Kloster Bursfelde sowie Pfarrerin Isabel Hartmann und Reiner Knieling aus dem Gemeindekolleg in Neudietendorf.

Interreligiöser Dialog und ethische Konsequenzen

Dabei wurden ebenfalls Fragen des interreligiösen Dialoges und ethische Konsequenzen beleuchtet. „Dass wir aus ganz unterschiedlichen Regionen Deutschlands zusammengekommen sind, hat zu intensiven Begegnungen geführt, die den eigenen Horizont bereichert und erweitert haben“, so eine der Teilnehmerinnen.
Veranstalter des Symposions war das „Netzwerk Geistliche Begleitung“ der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), als Gastgeber trat das Gemeinsame Pastoralkolleg Villigst auf – in Kooperation mit acht weiteren Einrichtungen in der EKD.

– Wer Interesse hat, mehr über geistliche Begleitung zu erfahren, kann sich auf der Homepage des „Forums Geistliche Begleitung“ der Evangelischen Kirche von Westfalen informieren: www.forum-geistliche-begleitung. de.