Geschlecht, Armut, Migrationshintergrund – die Sprachkenntnisse vor der Einschulung hängen von vielen Faktoren ab, wie eine Correctiv-Recherche zeigt. Auch das Bundesland spielt demnach eine Rolle.
Jungen haben laut dem Essener Recherchenetzwerk Correctiv vor der Einschulung häufiger Sprachprobleme als Mädchen. So lautet das Ergebnis einer Auswertung von Schuleingangsuntersuchungen von 2018 bis 2024, wie Correctiv am Donnerstag mitteilte. Fast überall in den zwölf untersuchten Bundesländern sei bei Jungen häufiger ein Förderbedarf festgestellt worden.
Den größten Unterschied verzeichnete in der Auswertung Thüringen im Jahr 2021. Während dort 19,5 Prozent der Mädchen ein Sprachproblem aufwiesen, waren es bei den Jungen rund 30 Prozent. In anderen Ländern liege der Unterschied im Schnitt bei knapp sechs Prozentpunkten. Lediglich in der Stadtgemeinde Bremen wiesen Mädchen in den Jahren 2020 bis 2024 häufiger Probleme auf.
Die Auswertung zeige zudem, dass bei Kindern mit Migrationshintergrund häufiger eine Sprech-, Sprach- oder Stimmstörung festgestellt werde. Allerdings seien die Tests zu ungenau, um aussagekräftige Ergebnisse und Fördermaßnahmen für Kinder abzuleiten, die Deutsch als Zweit- oder Drittsprache lernten.
Laut Correctiv sind zudem Kinder von armen Eltern oder solchen mit niedrigen Bildungsabschlüssen eher von Sprachproblemen betroffen. Etwa in Niedersachsen habe der Anteil von Kindern mit Schwierigkeiten 2023 in bildungsnahen Familien bei rund 18 Prozent gelegen, bei bildungsferner Herkunft bei etwa 40 Prozent.
Correctiv hat nach eigenen Angaben Daten für alle Bundesländer angefragt. In Bayern, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein seien keine Ergebnisse vorhanden. Bei den betrachteten Schuleingangsuntersuchungen handele es sich zudem um Screenings, also breit angelegte Verfahren zur Früherkennung. Dadurch könne es zu Verzerrungen kommen und mehr Kinder würden als auffällig identifiziert.