Corona hat auch gute Seiten
Mehr Zeit mit der Familie und lange schlafen – Kinder haben die vergangenen Wochen auch genossen. Doch die Ausstellung „Corona und ich“ in einer Hamburger Kirche zeigt ebenfalls Negatives.
Hamburg. Als Jasmin Dethlefs während der Corona-Krise die Nachrichten verfolgte, fiel ihr etwas auf. Es ging um viele wichtige Themen, nur um eines nicht: Wie geht es eigentlich den Kindern und Jugendlichen? „Sie wurden gar nicht gefragt“, sagt sie. Dethlefs beschloss das zu ändern. Sie wollte herausfinden, was sie Schweres und Schönes erlebt haben und was sie über die Zukunft denken.
Daraus ist die die Ausstellung „Corona und ich“ entstanden, die im Altarraum der Auferstehungskirche in Lurup zu sehen ist. Mit Texten und Bildern zeigen Kinder der Vorschule und der zweiten und dritten Klasse der Grundschule Luruper Hauptstraße ihre Sicht auf die vergangenen Wochen.
Fragen per Post
Die Kinder zum Mitmachen zu bewegen war leicht. Dethlefs ist Schulseelsorgerin und Hauptamtliche für die Evangelische Kinder- und Jugendarbeit im Gemeindeverband Hamburg-Lurup. Sie schrieb Fragen auf und schickte sie per Post an Kinder, die sie kannte. Auch in der Notbetreuung sprach sie mit ihnen darüber. Als nach und nach die Schulen wieder öffneten, gestaltete sie dort eine Unterrichtseinheit. „Da haben die Kinder – vor allem die Kleinsten – wunderbare Bilder gemalt“, sagt sie.
Die Ausstellung besteht aus zwei Teilen: Im ersten beschreiben die Kinder, was sie in den vergangenen Wochen Schönes erlebt haben. Als Zeichen für das Gute hat Dethlefs Ausdrucke mit einer Kerze verteilt. Die Kinder haben darauf gemalt oder geschrieben, was gut war – und zwar „trotz, aber auch wegen Corona“.
Große und kleine Freuden werden genannt. Ein kleines Mädchen hat ein Männchen mit Arztkoffer gezeichnet. „Dieses Bild hat mich sehr berührt“, sagt die Dethlefs. Denn als sie in der Klasse über die Bilder sprachen, sagte das Kind: „Für mich ist das Wichtigste in Corona-Zeiten, dass keiner von denen, die ich kenne, krank geworden ist.“ Ein Junge hat einen Stern gemalt, weil er endlich so lange wachbleiben durfte, bis er die Sterne am Himmel sah. Viele haben Videospiele genannt, langes Aufbleiben und langes Schlafen – und immer wieder die Zeit mit der Familie. Das kommt am meisten vor, berichtet Dethlefs. „Das genießen sie ohne Ende.“ Sie schließt daraus, dass die Corona-Zeit „nicht nur schlecht“ für die Kinder war.
Ausnahmsweise ein Handy
Das sagen sie auch selbst. Janni aus der 2b hat viel mit seinem Bruder gespielt, Filme geguckt und sich Witze erzählt. Einige Eltern haben ihren Kindern ausnahmsweise ein Handy zur Verfügung gestellt, sodass diese mit ihren Freunden Kontakt halten konnten.
Trotzdem vermissen die Kinder nach Wochen der Kontaktbeschränkung auch vieles. Damit befasst sich der zweite Teil der Ausstellung. Dethlefs hat sie gefragt: „Stell dir vor, Corona ist ab morgen vorbei! Was ist das Erste, was du tust? Was vermisst du gerade am allermeisten?“
In Sprechblasen haben die Kinder ihre Gedanken dazu aufgezeichnet. Bei den Kleinsten sieht man ein Flugzeug, ein Zelt oder Strichmännchen, die dicht beieinander stehen. Eine Zweitklässlerin hat geschrieben: „Ich wörde meine Bestefreunden um amen und die Ponys puzen.“ Aber auch „überall hinreisen“ und „Oma im Pflegeheim besuchen“ kommt vor.
„Endlich wieder eine Grillparty!“
Ein Junge wünscht sich „wieder mehr Schule haben, keinen Abstand, keine Masken, kein Desinfektionsmittel“. Ein anderer „eine Grillparty“. Ein Mädchen freut sich auf mehr Unterricht, denn „zu Hause Hausaufgaben machen ist öde“. Und ein weiteres Kind hofft, dass es seinen Geburtstag im nächsten Jahr wieder „vernünftig mit Freunden“ feiern kann.
Für die Kinder sind das ganz konkrete Wünsche. „Wenn Corona vorbei ist, gehen die auch in Erfüllung“, hat ein Kind zu Dethlefs gesagt.
Info
Interessierte können die Ausstellung von 16 bis 18 Uhr in der Auferstehungskirche in Hamburg-Lurup, Flurstraße 3, besichtigen. Die genauen Termine, zu denen die Kirche geöffnet ist, stehen hier. Die Ausstellung ist noch nicht abgeschlossen, weiterhin können Kinder ihre Bilder und Eindrücke ergänzen.