Comics gegen Antisemitismus – Neues Projekt der Uni Siegen

Was bedeutet Jüdisch-Sein in Deutschland, damals und heute? Die Uni Siegen will mit einem neuen Projekt darüber aufklären. Denn jüngste Studien zeigen: Antisemitismus ist verbreitet, auch bei Jugendlichen.

Comics über den Holocaust können nach der Einschätzung von Fachleuten dabei helfen, Antisemitismus entgegenzuwirken. “Graphic Novels können eine Alternative zu der bisherigen Erinnerungsliteratur sein”, sagte Amerikanistik-Professor Daniel Stein von der Universität Siegen am Montag. Sie könnten eine “wichtige emotionale Wirkung” auf Schülerinnen und Schüler entfalten.

Um den Holocaust im Unterricht zu thematisieren, nutzten Lehrerinnen und Lehrer Konzepte und Literatur, die vielen vertraut seien, etwa “Das Tagebuch der Anne Frank”, so Jens Aspelmeier, Direktor des Zentrums für schulpraktische Lehrerausbildung Siegen. Es sei aber fraglich, ob Schülerinnen und Schüler damit heutzutage noch erreicht würden.

An der Uni Siegen startet ab dem Wintersemester ein Projekt mit dem Titel “Learning about the Shoah Through Narrative Art and Visual Storytelling – Transnationale Erinnerung in der grafischen Literatur”. Es wird mit 13.000 Euro aus dem Zukunftsfonds NRW für Maßnahmen gegen Antisemitismus gefördert.

Eine aktuelle Studie des NRW-Innenministeriums besagt, dass 47 Prozent der Befragten einen “Schlussstrich” unter die Vergangenheit des Holocausts setzen wollen. Bis zu 24 Prozent der Befragten haben in unterschiedlicher Form antisemitische Einstellungen.

“Gerade in Zeiten, in denen Antisemitismus zunimmt und sich das an den Schulen, wie in einer Art Mikrokosmos, besonders deutlich zeigt, ist es enorm wichtig, über die Schoah zu sprechen”, sagte Aspelmeier.

Antisemitismus sei nicht nur Diskussionsstoff für die Oberstufe, sondern finde auf dem Schulhof statt – “und das schon in der Grundschule. Bildungsarbeit zur Schoah, “die nie einfach war”, kämpfe zur Zeit mit einer politischen Gemengelage voller Feindbilder.

Man könne den Holocaust in der Grundschule behandeln, sagte die Siegener Germanistin Jana Mikota, Expertin für Kinder- und Jugendliteratur. “Es gibt da hervorragende Bücher, auch Bilderbücher.” Trotzdem müsse man das Alter der Kinder berücksichtigen, sensibel vorgehen – “und sich gegebenenfalls auf Diskussionen mit Eltern vorbereiten.”