Chronologie zur Geschichte von Tartu (Dorpat) in Estland

Seit mindestens tausend Jahren schreibt das estnische Tartu (deutsch Dorpat) an der Geschichte Europas mit. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) nennt wichtige Stationen im Verlauf der Jahrhunderte:

um 1030: erste urkundliche Erwähnung einer wohl im 8. Jahrhundert entstandenen Holzfestung und Siedlung namens Tharbatas, die vom Kiewer Großfürsten Jaroslaw dem Weisen eingenommen und fortan als „Jurjew“ bezeichnet wird

1224: Eroberung der wieder estnischen Burg (lat. „Tharbatum“) durch den deutschen Schwertbrüderorden. Der Ort wird Bischofssitz (Bistum Dorpat, bis 1558) und entwickelt sich zur Hansestadt, die den Handel zwischen Russland und Europa kontrolliert.

1525: Einführung der Reformation

1558: Eroberung durch Moskauer Truppen; Niedergang der Handelsstadt

1582: Eroberung durch polnische Truppen

1600-1625: wiederholter Wechsel zwischen polnischer und schwedischer Oberhoheit. Am Ende setzt sich Schweden durch (bis 1704)

1595/96 oder 1624: endgültige Zerstörung des Doms durch ein Johannisfeuer

1632: Schwedens König Gustav II. Adolf gründet die erste Universität Dorpat. Sie trägt maßgeblich zu einem Zusammengehörigkeitsgefühl der Deutschbalten Estlands, Livlands und Kurlands bei.

1704: russische Belagerung im Großen Nordischen Krieg (1700-1721); Zerstörung der mittelalterlichen Marienkirche; später Deportation der gesamten Bevölkerung nach Russland (1708-1714)

ab 1721: förmliche Zugehörigkeit zum russischen Zarenreich. Über Jahrzehnte besteht die Stadt nur aus Ruinen und einfachen Holzbaracken. wiederholte Stadtbrände

1775: großer Stadtbrand; die Holzbebauung wird völlig zerstört. Wiederaufbau der Innenstadt im klassizistischen Stil

1802: Neugründung der Universität als einzige deutschsprachige Universität des russischen Zarenreiches. Bau der klassizistischen Unigebäude, Umbau des ruinierten Domchors zur Unibibliothek

1886-1889: Russifizierung der Universität. Deutsch als Lehrsprache wird von Russisch abgelöst; die Mehrzahl der einst mehr als 90 Prozent deutschsprachigen Lehrkräfte wechselt ins Deutsche Reich.

1920: „Friede von Dorpat“: Sowjetrussland erkennt Estlands Unabhängigkeit „auf alle Zeiten“ an.

1922: in der ersten estnischen Republik Umbenennung der Stadt in Tartu

1940/44: Im Zweiten Weltkrieg wird Tartu erst von der Roten Armee, 1941 von der Wehrmacht und 1944 wieder von der Roten Armee besetzt. Sowjetherrschaft

1990/91: erneute Unabhängigkeitserklärung Estlands von der Sowjetunion

2006: „Städtefreundschaft“ Tartus mit Greifswald

2009-2016: Neubau des 1909 gegründeten Estnischen Nationalmuseums in Tartu

2024: Europäische Kulturhauptstadt