Christen in der Türkei

Die heutige Türkei zählt zu den wichtigsten Regionen des frühen Christentums. Noch bis ins 20. Jahrhundert stellten die Christen im Kernland des damaligen Osmanischen Reiches eine bedeutende Minderheit von etwa 30 Prozent der Bevölkerung. Bis heute sank ihre Zahl auf geschätzt nur noch etwa 100.000 bis 150.000 unter rund 85 Millionen Bürgern insgesamt; mehr als 99 Prozent sind Muslime.

Ursachen für den drastischen Rückgang des Christentums sind unter anderem die Massenmorde an den Armeniern während des Ersten Weltkriegs, der griechisch-türkische Bevölkerungsaustausch im Zuge des Vertrags von Lausanne 1923 und eine für Christen über Jahrzehnte ungünstige Religionspolitik.

Die Griechisch-Orthodoxen, neben den Armeniern und den Juden die einzige offiziell anerkannte nichtmuslimische Religionsgemeinschaft der Türkei, sind in den vergangenen 50 Jahren allein in Istanbul von 85.000 auf etwa 2.000 geschrumpft. Die stärkste christliche Gruppe stellen nach wie vor die Armenier mit 50.000 bis 60.000. Manche Kirchenvertreter gehen allerdings zusätzlich von Zehntausenden sogenannter Krypto-Armenier aus, die ihr Christentum nicht öffentlich leben. Der Vatikan verzeichnet für die Türkei rund 50.000 Katholiken, wobei die römisch-katholischen Christen zumeist zugereiste Ausländer sind.

Das Prinzip des Laizismus in der türkischen Verfassung sieht eine strikte Trennung zwischen Religion und Staat sowie Religions- und Kultfreiheit vor. In der Praxis kontrolliert jedoch eine staatliche Behörde für Religiöse Angelegenheiten alle Aktivitäten, die mit dem Islam in Verbindung stehen. Unter der langjährigen Regierung des heutigen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan (seit 2003) hat sich die Lage der Christen in einigen Punkten verbessert. Die christlichen Kirchen werden jedoch weiterhin nicht als juristische Person anerkannt.