Christen im Libanon nehmen in großem Stil Flüchtlinge auf
Wegen der Kämpfe zwischen Hisbollah und israelischen Truppen steigt im Libanon die Zahl der Binnenflüchtlinge. Trotz hoher Aufnahmebereitschaft seien christliche Familien überfordert, so ein Bischof.
Christliche Familien im Libanon beherbergen angesichts der anhaltenden Kämpfe etliche Flüchtlinge und kommen damit an den Rand ihrer Möglichkeiten. Darauf weist der maronitisch-katholische Bischof von Baalbek-Deir El-Ahmar, Hanna Rahme, in einer vom Hilfswerk “Kirche in Not” in München verbreiteten Mitteilung hin: “Nahezu jede christliche Familie in den Dörfern rund um Deir El-Ahmar hat drei oder vier weitere geflüchtete Familien bei sich aufgenommen, das sind zwischen 30 und 60 Personen.”
Der Bischof sagte, die Christen seien “mit der Menge der Binnenvertriebenen überfordert, aber wir können die Menschen nicht im Stich lassen”. Seine Diözese biete aktuell rund 13.000 Flüchtlingen Obdach, vor allem in Schulen, Pfarrzentren und Klöstern, aber auch Privatwohnungen. Dazu kampierten viele auf der Straße, andere seien weiter in den Norden des Landes oder nach Syrien geflohen.
Bischof: Viele christliche Familien stehen “am Rande des Erträglichen”
Rahme sagte, viele christliche Familien stünden “am Rande des Erträglichen”. Sie seien bereits wegen der Folgen der libanesischen Wirtschaftskrise verarmt. Es werde dringend Geld für Lebensmittel, Matratzen und Decken benötigt.
Der Bischof hatte laut der Mitteilung von “Kirche in Not” bei einer Ansprache in einem lokalen Fernsehsender betont, dass die Kirche und Privathäuser der Christen für alle Betroffenen der Auseinandersetzungen offenstünden, unabhängig von der Religionszugehörigkeit. Von dieser christlichen Solidarität seien viele Muslime tief bewegt, so Rahme.
Seine Diözese befindet sich im Nordosten des Libanon in der Bekaa-Ebene. In der Region um Deir El-Ahmar stellen die Christen die Mehrheit der Bevölkerung. Baalbek steht als Hisbollah-Hochburg im Zentrum der israelischen Angriffe. Doch auch in Deir El-Ahmar schlügen regelmäßig Raketen ein, sagte der Kirchenmann. Dabei würden auch Dörfer getroffen, in denen Christen und Muslime friedlich zusammenlebten.