Chef des UN-Palästinahilfswerk UNWRA fordert mehr Unterstützung

Das UN-Hilfswerk für Palästina-Flüchtlinge steht politisch und in seiner täglichen Arbeit unter Beschuss. Israel will es gänzlich verbieten. Chef Lazzarini warnt vor den Folgen und fordert internationalen Rückhalt.

Das UN-Hilfswerk für Palästina-Flüchtlinge UNRWA fordert mehr internationale Unterstützung für seine Arbeit. Falls es der israelischen Regierung gelinge, die Arbeit des Hilfswerks in Gaza zu verbieten, wie es derzeit versucht werde, drohe nicht nur die letzte mögliche Versorgung der Menschen wegzubrechen, dies könne die Arbeit von anderen UN-Organisationen weltweit bedrohen, warnte UNRWA-Chef Philippe Lazzarini am Mittwoch in Berlin. “Wenn es Israel gelingt, kann es auch andernorts gelingen.”

Die Lage in Gaza sei dramatisch, das Leid enorm. Rund eine Million Minderjähriger seien traumatisiert, mehr als 600.000 Schulkinder erhielten keine Bildung, berichtete Lazzarini. Das habe es nie zuvor gegeben. Gaza sei ein Ort der schrecklichen Superlative, so Lazzarini weiter. Und der Hunger im Land sei “menschengemacht” und vermeidbar. Besonders im Norden Gazas sei die Situation sehr schwierig und es gebe kaum Zugang.

Die Menschen seien ständig auf der Flucht und es gebe keine sicheren Orte. “Es gibt keine Verwaltung, keinen Staat mehr.” 67 Prozent der Infrastruktur in Gaza sind laut Lazzarini zerstört. Auch die UN-Gebäude und Standorte seien zerstört worden. Dabei suchten die Menschen gerade dort Sicherheit. Doch auch die UN-Mitarbeiter seien ungeschützt. Israelis an den Grenzpunkten nähmen keine Rücksicht auf die Arbeit der UN und ignorierten konkrete Vorgaben. Nun sei der Konflikt in den Libanon geschwappt. “Will der Libanon ein zweites Gaza werden”?, so Lazzarini.

Der Generalkommissar des Hilfswerks ging auch auf Vorwürfe gegen Mitarbeiter des Hilfswerks und mögliche Verstrickungen in den Hamas-Terrorangriff vom 7. Oktober 2023 ein. Hierzu habe es eine gründliche Untersuchung gegeben, die betreffenden UNWRA-Mitarbeiter seien gemeldet, teils bei den Angriffen getötet oder inhaftiert worden. “Mit Blick auf das Hamas-Massaker vom 7. Oktober ist keine Untersuchung mehr offen”, betonte Lazzarini.

UNRWA-Chef Lazzarini hatte direkt nach dem Bekanntwerden der Vorwürfe erklärt, dass jeder, der möglicherweise in den Terrorakt verwickelt sei, zur Rechenschaft gezogen werde. Deutschland und andere Geberländer hatten temporär ihre Mittel für das Hilfswerk eingestellt.