Chat-Daten führen zu 197 Kindesmissbrauchs-Verdächtigen

Bei Ermittlungen gegen Kindesmissbrauch im Internet fielen Ermittlern riesige Datenmengen zu. Deren Analyse deckte jetzt Fährten zu weiteren kriminellen Netzwerken auf.

Anhand umfangreicher Daten aus dem Besitz festgenommener Anbieter und Kunden von Kinderpornografie haben Ermittler 197 neue Verdächtige in 24 Ländern ausgemacht. Wie die europäische Polizeibehörde Europol in Den Haag am Dienstag mitteilte, analysierten Beamte aus acht EU-Staaten sowie Norwegen, Großbritannien und den USA in einem einwöchigen Schnelleinsatz Online-Chats von 12.000 kriminellen Kundenkonten und 100 Anbietern sexuellen Kindesmissbrauchs im Live-Stream.

Für Deutschland war das Bundeskriminalamt an der Aktion beteiligt. Insgesamt 32 Experten werteten Bilder und Videos sowie über zehn Millionen Chat-Zeilen aus, die das US-Ministerium für Innere Sicherheit im Zuge von Ermittlungen zu gewerbsmäßigem Kindesmissbrauch auf den Philippinen gesichert hatte. Dabei wurde der digitale Fußabdruck von Kunden und Händlern – etwa Chats, Transaktionsdaten, Standortdaten und IP-Adressen – verwendet, um weitere kriminelle Netzwerke zu erkunden.

Ziel war Europol zufolge, kriminelle Käufer weltweit zu identifizieren, die Live-Streaming-Plattformen für sexuellen Missbrauch von Kindern nutzen. Einige der Opfer waren nach Schätzungen der Polizei erst drei bis vier Jahre alt. Der Einsatz diente laut der Mitteilung auch dazu, die internationale Zusammenarbeit zu verbessern und Rohdaten in verwertbare Informationen umzuwandeln.