Artikel teilen:

Debatte um arbeitsfreien Reformationstag brandet wieder auf

CDU-Politikerin Gitta Connemann bringt eine Abschaffung des arbeitsfreien Reformationstags ins Gespräch – und fordert stattdessen, kirchliche Feiertage stärker mit Leben zu füllen.

Soll der Reformationstag ein Feiertag bleiben? Darüber wird wieder diskutiert
Soll der Reformationstag ein Feiertag bleiben? Darüber wird wieder diskutiertImago / Christian Ohde

Die CDU-Politikerin Gitta Connemann, Bundesvorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT), stellt den Reformationstag als arbeitsfreien Feiertag infrage. „Wenn wir dem wieder Leben einflößen würden, dann wäre es ja wunderbar. So lange das nicht so ist, finde ich, sollten nicht kirchliche Feiertage dafür herhalten, sich einen freien Tag zu machen“, sagte die evangelische Bundestagsabgeordnete Connemann in dem veröffentlichten Podcast „Table.Briefings“ des Portals „Table.Media“.

Sie selbst gehe am Reformationstag, dem 31. Oktober, sogar noch manchmal in die Kirche und sei dann immer verwundert, „dass die Kirchen leer sind“, sagte die Christdemokratin aus Ostfriesland, die sich dafür aussprach, Unternehmen in Deutschland zu entlasten, und in diesem Zusammenhang auf arbeitsfreie Tage zu sprechen kam: „Wir müssen uns fragen: Können wir uns bestimmte Dinge noch erlauben, die wir uns so gegönnt haben?“

Reformationstag in 9 von 16 Bundesländern arbeitsfrei

Der Reformationstag ist in den östlichen Bundesländern, außer Berlin, gesetzlicher Feiertag. 2018 haben außerdem die norddeutschen Bundesländer Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein den 31. Oktober zum Feiertag erklärt. Damit ist an diesem Tag in 9 von 16 Bundesländern arbeitsfrei.

 

 

Am Reformationstag erinnern Protestanten in aller Welt an die Anfänge der evangelischen Kirche vor rund 500 Jahren. Die vom damaligen Augustinermönch Martin Luther (1483-1546) um den 31. Oktober 1517 von Wittenberg aus verbreiteten 95 Thesen gegen kirchliche Missstände wurden zum Ausgang einer christlichen Erneuerungsbewegung.

Gitta Connemann ist die Bundesvorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsunion. Sie stellt den Reformationstag als arbeitsfreien Feiertag infrage
Gitta Connemann ist die Bundesvorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsunion. Sie stellt den Reformationstag als arbeitsfreien Feiertag infrageImago / Metodi Popow

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) widerspricht Connemann. “Der Reformationstag ist weit mehr als ein kirchlicher Feiertag”, sagte eine EKD-Sprecherin der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). “Er erinnert an einen historischen Aufbruch, der unser Land kulturell, geistig und politisch geprägt hat.” Der Reformationstag stehe für Erneuerung und bleibe genau deshalb auch für Wirtschaft und Gesellschaft aktuell.

Reformationstag – ein Aufruf, aktiv zu werden

“Ruhe und Erholung sind Voraussetzung für unsere Leistungskraft”, so die Sprecherin. “Deutschland zählt trotz seiner Feiertage zu den leistungsstärksten Volkswirtschaften der Welt.” Empirische Belege für eine positive Wirkung der Abschaffung von Feiertagen gebe es nicht. Zugleich sei der Reformationstag ein Aufruf, aktiv zu werden und zu gestalten. “Allein deshalb ist der Reformationstag ein Feiertag, der weit über den Kirchenbesuch hinausgeht.”

Der Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), Friedrich Kramer, erklärte, als ehemaliger DDR-Bürger habe er lange in einem Land gelebt, in dem der Reformationstag staatlich nicht beachtet wurde. Er sei stolz gewesen, als er im Rahmen der Reformationsdekade von 2008 bis 2017 in vier norddeutschen Bundesländern als gesetzlicher Feiertag eingeführt worden sei, sagte Kramer dem epd in Erfurt. Die Argumentation, angesichts leerer Kirchen könne auf den Feiertag verzichtet werden, bezeichnete er als „absurd“. Nach dieser Logik könne man auch über die Abschaffung des Tags der Deutschen Einheit diskutieren, wenn sich kaum noch Menschen an den Feiern beteiligten.

Linken-Chef van Aken: Feiertag für alle!

Linken-Chef Jan van Aken fordert den Reformationstag am 31. Oktober als einen bundesweiten gesetzlichen Feiertag. “Ich finde, wir brauchen nicht weniger, sondern mehr Feiertage. Viele Menschen sind total erschöpft und ausgebrannt. Deshalb sollten Reformationstag und Fronleichnam gesetzliche Feiertage für alle in ganz Deutschland sein”, sagte er . “Viele Menschen sind schon jetzt am Limit, weil der Arbeitsdruck zunimmt und immer mehr Überstunden geleistet werden müssen.”