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Castor-Transport aus Großbritannien erreicht Niedersachsen

Ein Castor-Transport aus der britischen Wiederaufarbeitungsanlage Sellafield mit hoch radioaktivem Atommüll hat nach Angaben von Atomkraftgegner am Dienstag den niedersächsischen Hafen Nordenham erreicht. Der Frachter „Pacific Grebe“ habe dort um 5.30 Uhr angelegt, teilte das Bündnis „Castor stoppen“ mit. Die für den Transport zuständige Gesellschaft für Nuklear-Service (GNS) bestätigte die Ankunft des Schiffes.

In Nordenham werden die sieben Behälter mit einem Kran auf einen Zug umgeladen. Der erste Castor habe gegen neun Uhr „am Haken“ gehangen, berichtete das Bündnis. Nach seiner Einschätzung wird die Umladung mindestens einen Tag dauern. Der Zug werde voraussichtlich Mittwochabend abfahren.

Die Castoren sind für das Zwischenlager Niederaichbach am stillgelegten bayerischen Atomkraftwerk Isar 2 bei Landshut bestimmt. Dort sollen sie so lange aufbewahrt werden, bis ein Endlager benannt und in Betrieb genommen ist. Dies wird voraussichtlich nicht vor Ende dieses Jahrhunderts erfolgen. In Sellafield war der Atommüll für die Zwischenlagerung vorbereitet worden. Deutschland muss aus Großbritannien insgesamt 14 Castor-Behälter mit Atommüll zurücknehmen.

Behörden und die Polizei gaben zum Zeitpunkt der Abfahrt und der Route des Zuges keine Auskunft. Im Bereich des Hafens und des Nordenhamer Bahnhofs waren am Montagabend aber schon Mannschaftswagen aufgefahren. „Die Polizeidirektion Oldenburg erfüllt damit den Auftrag des Niedersächsischen Ministeriums für Inneres und Sport zur Sicherung des Transportes im Land Niedersachsen“, hieß es in einer Mitteilung.

Einwohner müssten sich „in den nächsten Tagen“ auf Verkehrsbehinderungen und Straßensperrungen einstellen – auch wenn man die Einschränkungen „so gering wie möglich“ halten wolle. Zusätzlich hat die Polizei bis Donnerstag eine Flugverbotszone über dem Nordenhamer Hafengebiet und der Bahnstrecke von Nordenham nach Hude eingerichtet.

Während des Verladeprozesses würden Sachverständige erneut Messungen an allen sieben beladenen Waggons vornehmen, teilte die GNS mit: „Um nachzuweisen, dass der gesetzlich vorgegebene Grenzwert für die Strahlung während des Bahntransports zuverlässig eingehalten wird.“ Bereits in Sellafield hätten Messungen an den beladenen Behältern ergeben, dass der gesetzliche Grenzwert von 100 Mikrosievert pro Stunde für die sogenannte Ortsdosisleistung in zwei Metern Abstand weit unterschritten werde. Der höchste Wert habe bei rund einem Viertel des erlaubten Wertes gelegen.

Atomkraftgegner kündigten Mahnwachen und Kundgebungen entlang der möglichen Route des Castortransports an. Aktionen seien am Mittwoch in Nordenham, Bremen, Göttingen und Landshut geplant, hieß es. Bereits am Sonnabend hatten vor dem Bremer Hauptbahnhof Aktivisten gegen den Transport protestiert.

Die Physikerin und Expertin für Atommüll-Zwischenlager, Oda Becker, kritisierte: „Eine Einlagerung in ein schlecht geschütztes Zwischenlager, das zudem keine ausreichenden Reparaturmöglichkeiten hat, ohne dass ein Zwischenlager-Konzept vorhanden ist, ist aus Risikoaspekten abzulehnen.“

„Das Hin- und Her-Verschieben von Castoren bringt uns einer sicheren Lagerung nicht näher“, sagte Helge Bauer von der Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt. Jeder Castortransport berge enorme Risiken. Atommüll sollte deshalb nur ein einziges Mal transportiert werden, und zwar in ein sogenanntes Endlager. Das gelte auch für deutschen Atommüll aus der Wiederaufarbeitung im Ausland, zu dessen Rücknahme die Bundesrepublik verpflichtet sei.