Burnout: „Prävention ist viel leichter als Therapie“

Intensive Arbeit, Überstunden, Nachts noch an die Aufgaben denken – all das kann zur Volkskrankheit Burnout führen. Der Psychologe Oliver Weigelt betont die Wichtigkeit, dagegen vorzugehen.

„Verdichtung, Beschleunigung und Intensivierung der Arbeit“ sind laut Oliver Weigelt Gründe für ansteigende Burnout-Fälle
„Verdichtung, Beschleunigung und Intensivierung der Arbeit“ sind laut Oliver Weigelt Gründe für ansteigende Burnout-FälleImago / Zoonar

Nach Einschätzung des Leipziger Psychologen Oliver Weigelt sollte die eigene Gesundheit genauso wichtig genommen werden wie die Arbeit oder die Familie. Dies sei die beste Methode, um einen Burnout zu verhindern, sagte Weigelt mit Blick auf den Welttag für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz am kommenden Donnerstag.

„Ich möchte eine Lanze dafür brechen, nicht erst zu warten, bis ein bestimmter Kipppunkt überschritten ist, sondern die eigene Gesundheit proaktiv in die Hand zu nehmen. Prävention ist immer viel leichter als Therapie“, so Weigelt, der die gesundheitlichen Gefahren von Überarbeitung am Wilhelm-Wundt-Institut für Psychologie der Universität Leipzig erforscht.

Intensivierung der Arbeit

Er verwies darauf, dass laut Studien immer mehr Menschen wegen Burnout krank geschrieben werden. Als wesentlichen Grund nannte er „die Verdichtung, Beschleunigung und Intensivierung der Arbeit“. Überstunden beeinträchtigten die mentale Gesundheit. Auch die gedankliche Weiterbeschäftigung mit der Arbeit außerhalb der regulären Arbeitszeiten störe den Prozess der Erholung.

„Ein Zuviel an Arbeit und gleichzeitig eine Vernachlässigung der Selbstfürsorge machen einen Anstieg in Erschöpfung, dem Kernaspekt von Burnout, wahrscheinlicher“, so der Arbeitspsychologe. Aber auch das Fehlen von Wertschätzung der geleisteten Arbeit durch den Arbeitgeber oder das berufliche Umfeld trügen dazu bei.

Da sich die Arbeitsbedingungen oft nicht über Nacht vergessen ließen, sei es wichtig, dass Beschäftigte selbst aktiv einen Ausgleich durch Sport oder Meditation schafften oder die Arbeit so anpassten, dass sie besser zu ihnen passe. Als Beispiel nannte er „job crafting“: Dabei gehe es darum, „mit kleinen Anpassungen an den Inhalten oder Schwerpunkten eine bessere Passung herzustellen zwischen dem, was den eigenen Neigungen und Talenten entspricht und dem, womit man den Großteil seines Arbeitstages verbringt“, erklärte Weigelt.

Bei der Prävention helfen könne auch das regelmäßige Erfassen des individuellen Energieniveaus: „Man zeichnet den Verlauf der eigenen Vitalität im Laufe eines Tages oder einer Woche auf und reflektiert dann anschließend, warum man sich an einem bestimmten Tag besser oder schlechter gefühlt hat. Dadurch kann man nicht nur achtsamer mit den eigenen Ressourcen umgehen, man kann auch mögliche Hebel erkennen, um die eigene Energie zu beeinflussen“, so Weigelt mit Verweis auf neue Forschungsergebnisse.