Die Teestube der Diakonie in Wiesbaden hilft auch bei der kommenden Bundestagswahl am 23. Februar wohnungslosen Menschen, ihre Stimme abzugeben. Dafür hat Karina Matheis, die als ehrenamtliche Krankenschwester in der Teestube arbeitet, bereits Unterlagen vom Wahlbüro abgeholt: „Damit diejenigen, die gerne wählen möchten, ins Wählerverzeichnis aufgenommen werden können“, erklärte Matheis dem Evangelischen Pressedienst (epd). Sie werde die Wohnungslosen in der Woche vor der Bundestagswahl auch ins Wahlbüro begleiten, wo die ausgefüllten Wahlunterlagen schließlich zu abgegebenen Stimmen werden.
„Für die Menschen ist es wichtig, dass wir gemeinsam gehen“, sagte Matheis. Die Hemmschwelle, sich mit der Wahl auseinanderzusetzen, sei für die Besucher der Teestube hoch, da sie „ohnehin schon am Rande der Gesellschaft stehen“.
Matthias Röhrig, der Leiter der Teestube, ergänzte: „Wir müssen bei den Leuten erst einmal die Idee wecken, dass sie wählen gehen können und auch eine demokratische Verpflichtung dazu haben.“ Das sei ein schwieriger Prozess. Die Besucher der Teestube müssten sich täglich mit grundlegenderen Problemen beschäftigen: „Wo schlafe ich heute Nacht, wo bekomme ich etwas zu essen her?“, erklärte Röhrig. Ein Besucher haben ihn beispielsweise gefragt: „Wer interessiert sich schon für mich und meine Anliegen?“
Die Teestube arbeite an der Bereitschaft, sich mit der Wahl auseinanderzusetzen und zu wählen, sagte Röhrig. Neben der direkten Hilfe bei der Beantragung der Wahlunterlagen stünden etwa auch zwei Laptops bereit, mit denen sich die Menschen informieren könnten.
„Trotzdem ist es schwierig, eine informierte Wahl zu treffen, wenn man sich nicht über einen längeren Zeitraum damit beschäftigt“, gestand Röhrig ein. Er habe von Besuchern schon gehört: „Ich schaue keine Nachrichten, also kann ich auch nicht wählen.“ Insgesamt sei es ein Erfolg, wenn sich eine Handvoll Wohnungsloser zur Wahl melden würden.
Die Teestube in Wiesbaden ist ein Angebot der Regionalen Diakonie Hessen-Nassau. Insbesondere wohnungslose und sozial ausgegrenzte Menschen können sich dort beraten lassen, werden mit warmen Speisen versorgt und können duschen sowie sich neu einkleiden.