Der Bundesfreiwilligendienst ist beliebt. Doch ohne Haushaltsbeschluss ist die Finanzierung kompliziert. Mittel können nicht wie gewohnt freigegeben werden. Zahlreiche Organisationen schlagen daher Alarm.
Tausende Stellen im Bundesfreiwilligendienst sind offenbar in Gefahr. Für den Jahrgang ab Sommer 2025 sind Bundesmittel bislang nicht freigegeben, was bei den anbietenden Organisationen zu großer Planungsunsicherheit führt. Träger, Einrichtungen, und junge Interessenten wüssten derzeit nicht, wie viele Freiwilligendienstplätze ab August besetzt werden könnten, erklärte Diakonie-Bundesvorständin Sozialpolitik Elke Ronneberger auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Freitag in Berlin. Der Freiwilligendienst stehe vor großen strukturellen Herausforderungen. Dies bestätigten auf KNA-Anfrage auch andere Verbände.
Nach Einschätzung des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) “wird gerade bei den Freiwilligendiensten eine Abwärtsspirale in Gang gesetzt und wichtige Strukturen zerstört, die wir nicht einfach wieder hochfahren können”. Und weiter: “Aufgrund der unklaren Haushaltslage können wir derzeit weniger Freiwilligendienstleistenden Plätze zur Verfügung stellen”, erklärte der Leiter Jugend und Wohlfahrtspflege beim DRK, Joß Steinke.
Das zuständige Bundesfamilienministerium hatte die Planungsunsicherheit bestätigt. Das Ministerium habe bereits vor mehreren Wochen beim Bundesfinanzministerium die Bereitstellung zusätzlicher sogenannter Verpflichtungsermächtigungen für das Jahr 2026 beantragt. “Seitdem warten wir auf eine finale Entscheidung”, erklärte ein Sprecher auf KNA-Anfrage.
Das Problem habe sich ergeben, da der Bundeshaushalt 2025 noch nicht vom Bundestag verabschiedet worden sei und die Verpflichtungsermächtigungen für 2026 nicht angepasst werden konnten, hieß es weiter. In der Regel sei dies ein Routinevorgang. Es sei daher fatal, so das Ministerium, wenn es bei den Bewerbungen eine Unterbrechung gebe und etwa interessierte Schulabgänger keinen Platz bekämen. Aus dem Bundesfinanzministerium hieß es, dass der Antrag vorliege, geprüft und zeitnah darüber entschieden werde. Man sei sich der Dringlichkeit bewusst.
Die Sorge vor einer solchen Unterbrechung ist real: Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) bangt um Hunderte eingeplante Stellen. “Es wurden bisher etwa 100 Vereinbarungen geschlossen, die bis ins Jahr 2026 hineinreichen. Mit dem Kontingent, das der AWO jetzt zur Verfügung steht, könnten wir nur noch gut 100 weitere Vereinbarungen schließen, die von Sommer 2025 bis Sommer 2026 reichen”, erklärte die AWO. Die AWO-Träger planten aber für den gesamten Jahrgang 2025/26 mit 1.300 Plätzen für Bundesfreiwillige.
Der Deutsche Caritasverband bestätigte die finanziellen Schwierigkeiten beim Bundesfreiwilligendienst. Die Platzbelegung für 2026 sei mangels Freigabe der Haushaltsmittel nicht gesichert. “Damit droht auch bei der Caritas, dass in wenigen Wochen keine Bundesfreiwilligendienst-Vereinbarungen mehr geschlossen werden könnten”, erklärte der Verband.
Das sei nicht nur für Interessenten ein Problem, sondern bedrohe den Dienst als Ganzes. Ohne diese Stellen fehlten “helfende Hände in den benötigten sozialen Bereichen”. Über Jahrzehnte bestehende Strukturen im Engagementbereich würden abgebaut in einer Zeit, in der es an Milieu-übergreifenden Begegnungsräumen für mehr Zusammenhalt und Demokratie fehle.