Artikel teilen:

Olympia in München: Chance oder Kostenfalle?

Die Olympischen Spiele 1972 und eine mögliche Wiederauflage 2036, 2040 oder 2044 in München sind für den Bund Naturschutz (BN) in Bayern zwei unterschiedliche Paar Schuhe. So habe es Anfang der 70er Jahre noch deutlich mehr Entwicklungspotenzial in der Stadt gegeben, sagte Christian Hierneis, erster Vorsitzender der Kreisgruppe München, dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Freitag. „Mit dem Olympiapark hatten wir damals endlich eine große Sportstätte in München, was vorher nicht der Fall war.“ Diese Sportstätten seien für neue Olympische Spiele aber nicht oder nur nach enormen Investitionen zu gebrauchen. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) verlange Stadien auf dem neuesten technischen Stand.

Vier Landesverbände des Bundes Naturschutz haben sich am Freitag gegen die geplanten Olympia-Bewerbungen von München, Hamburg, Berlin und dem Rhein-Ruhr-Gebiet ausgesprochen. Egal, wo die Sommerspiele stattfinden würden, „die Folgen für Mensch und Natur, für Klima, Stadtentwicklung, Wohnungsmarkt, Verkehr und andere Bereiche wären größtenteils negativ“, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung. Das lasse sich an den Erfahrungen früherer Ausrichter-Städte ablesen.

Von „Knebelverträgen des IOC“ sprach der Münchner BN-Kreisgruppen-Vorsitzende, die ortsansässige Unternehmen wie Brauereien zugunsten offizieller Sponsoren benachteiligten. Die bereits jetzt immer wieder Gästezahl-Rekorde aufstellende Stadt München brauche außerdem keinen „Tourismus-Boom“ durch die Spiele. Vielmehr seien die finanziellen Belastungen für die Stadt dramatisch. Allein für temporäre Sportstätten müssten rund eine Milliarde Euro investiert werden, mit allen Posten inklusive Verkehrsprojekten seien laut BN zwischen 20 und 40 Milliarden Euro fällig.

Die CSU dagegen steht hinter den Olympia-Bewerbungsplänen von München. In einer Reaktion bezeichnete der Fraktionsvorsitzende Klaus Holetschek die Spiele am Freitag als „eine historische Chance für unsere Vereine, unsere Jugend und unser Zusammengehörigkeitsgefühl“. Bayern könne zeigen, dass eine solche Veranstaltung auch unter Einhaltung von Standards bei Demokratie und Umwelt organisiert werden könne – anders als in manch anderen Ländern. Jörg Ammon, Präsident des Bayerischen Landes-Sportverbands, wies auf Verbesserungen im Bereich der Inklusion und Integration hin, die man sich von Olympia erhoffe. „Für die Menschen in Bayern bieten die Spiele große Chancen durch mehr Sport, Bewegung und eine gesunde Lebensweise“, so Ammon.

Am 26. Oktober dürfen die Münchnerinnen und Münchner bei einem Bürgerentscheid abstimmen, ob sie eine Bewerbung ihrer Stadt für die Olympischen Sommerspiele wollen. Für eine fundierte Entscheidung fehlen laut BN allerdings zentrale Informationen. „Es ist auch auf Nachfrage bei der Staatsregierung noch nicht klar, wie hoch das genaue Budget ist und woher das Geld kommen soll.“ Deshalb fordere er nach dem aktuellen Bürgerentscheid im Falle einer positiven Abstimmung, dass es danach noch einen zweiten geben soll, „bei dem alle Fakten auf dem Tisch liegen“, so Hierneis. (2610/08.08.2025)