Bulgariens orthodoxe Kirche wählt am Sonntag neuen Patriarchen

Große Stunde für die orthodoxen Christen in Bulgarien: Mehr als 140 Geistliche und Laien wählen gemeinsam das neue Kirchenoberhaupt. An der Amtseinführung in Sofia will auch Patriarch Bartholomaios I. teilnehmen.

Mehr als drei Monate nach dem Tod von Patriarch Neofit (78) wählt die bulgarisch-orthodoxe Kirche am Sonntag ihr neues Oberhaupt. In der Hauptstadt Sofia kommen dazu alle Bischöfe sowie von den Diözesen entsandte Geistliche und Laien zu einem Landeskonzil zusammen. Auch Vertreter der Klöster und der beiden Theologischen Fakultäten Bulgariens gehören zu den mehr als 140 Personen, die abstimmen dürfen.

Zur Wahl auf Lebenszeit stehen drei Metropoliten: Grigorij (53) aus Wraza, Daniil (52) aus Widin und Gawriil (73) aus Lowetsch. Gute Chancen hat offenbar Grigorij. Er wurde bereits Mitte März wenige Tage nach dem Tod von Patriarch Neofit zum kommissarischen Vorsteher der Kirche bestimmt. Das Leitungsgremium der Kirche, der Heilige Synod, nominierte Grigorij auch problemlos als Kandidaten für das Patriarchenamt – im ersten Wahlgang bekam er elf von 14 Stimmen. Die beiden anderen Kandidaten erreichten erst im 32. beziehungsweise 42. Wahlgang je neun Stimmen und damit die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit im Heiligen Synod.

Der neue Patriarch soll noch am Sonntag in der Kathedrale in Sofia inthronisiert werden. Zu der feierlichen Zeremonie wird auch das Ehrenoberhaupt der orthodoxen Kirchen, der Ökumenische Patriarch Barthololomaios I. von Konstantinopel, erwartet. Neofit hatte als Oberhaupt der bulgarisch-orthodoxen Kirche (2013-2024) zur Heilung der Verletzungen beigetragen, die aus der Spaltung der Kirche in den 1990er Jahren herrührten. Damals gab es einen Gegenpatriarchen. Die großen Trauerfeierlichkeiten für Neofit zeigten seine Beliebtheit in der Bevölkerung.

Etwa zwei Drittel der 6,4 Millionen Bulgarinnen und Bulgaren bekennen sich zum orthodoxen Christentum. Nur knapp 39.000 Menschen gaben 2021 bei der Volkszählung freiwillig an, katholisch zu sein. Die bulgarisch-orthodoxe Kirche verfügt über 15 Diözesen. Die Diözese für West- und Mitteleuropa hat ihren Sitz in Berlin. Sie wird beim Landeskonzil in Sofia von Metropolit Antonij sowie drei Geistlichen und zwei Laien vertreten. Außerdem wird der Abt des orthodoxen Dreifaltigkeitsklosters im niedersächsischen Buchhagen an der Patriarchenwahl teilnehmen.