Bündnis: Fast zwei Dutzend Krankenhäuser schließen

Die Krankenhausreform ist auf den letzten Metern und könnte am Freitag noch im Bundesrat aus der Kurve fliegen. Mit der Reform werden erwartbar Krankenhäuser schließen. Das Bündnis Klinikrettung warnt vor den Folgen.

23 Krankenhäuser in Deutschland machen im laufenden Jahr dauerhaft ihre Pforten dicht – das sind Bilanz und Prognose des Bündnisses Klinikrettung, die am Mittwoch vorgestellt wurden. Das seien nahezu 5.000 Beschäftigte und etwa 3.000 Betten weniger in der Krankenhausversorgung. Hinzu kämen zahlreiche geschlossene Abteilungen, darunter 13 Geburtshilfestationen bundesweit. Damit habe sich die Zahl der Kreißsäle in den vergangenen 30 Jahren mehr als halbiert.

Für das kommende Jahr könnte die Zahl der jährlichen Schließungen bei Umsetzung der Krankenhausreform auf 90 steigen. Laut einer aktuellen Umfrage unter gut 2.500 Personen rechnen etwa zwei Drittel der Befragten daher damit, dass die Krankenhausreform sowie die damit einhergehenden Schließungen die medizinische Versorgung verschlechtern. Bei einer Umfrage im Auftrag der Deutschen Krankenhausgesellschaft sah das Ergebnis ähnlich pessimistisch aus.

Dem Bündnis zufolge werden die geschlossenen Kliniken und fehlenden Betten nicht anderweitig aufgefangen. So gingen gut drei Viertel aller Betten dauerhaft verloren. Und bei einem Drittel der Schließungen wurde der Verlust der medizinischen Versorgung nicht ersetzt durch ambulante Angebote. Die Versorgung fiel hier gänzlich weg. Das führe in der Folge zu längeren Fahrtwegen und Wartelisten. Viele der Krankenhausangestellten wechselten zudem nach einer Schließung nicht in ein anderes Krankenhaus, sondern nicht selten in einen ganz anderen Sektor.

Ein Aspekt bei den Schließungen, denen vielfach Insolvenzen und Personalabbau vorausgingen, sei eine zunehmende Privatisierung der Kliniklandschaft. Nur ein Bruchteil der Kliniken sei noch in öffentlicher Hand. Laut Bündnis waren im vergangenen Jahr 40 Prozent der Krankenhäuser in privater Trägerschaft. Anfang der 1990er Jahre waren es noch 15 Prozent.

Die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vorangetriebene Krankenhausreform ist in der Branche mehr als umstritten. Das Vorhaben, das bereits durch den Bundestag ist, aber im Bundesrat durch das Anrufen des Vermittlungsausschusses noch ausgebremst werden könnte, will eine bessere Finanzierung bei mehr Qualität erreichen. Hierfür werden von den derzeit 1.900 Krankenhäusern in Deutschland zahlreiche schließen müssen. Das hat Lauterbach angekündigt. Er argumentiert, dass die Bettenanzahl und Belegdauer derzeit sowieso zu hoch sind.

Als Gegenmittel will er in der Finanzierung von den Fallpauschalen wegkommen und künftig 60 Prozent der Mittel über Vorhaltepauschalen gewissen Leistungen und Mindestvorgaben zusprechen. Hier sehen Kritiker aber große Probleme, da diese Mindestvorgaben noch nicht definiert und Patientenzahlen nur schwer planbar seien.