Buchmessen-Chef: Aus für Goethe-Institute in Italien ist ein Drama

Juergen Boos, der Chef der Frankfurter Buchmesse, bezeichnet die geplante Schließung von drei Goethe-Instituten in Italien als ein Drama. „Das Goethe-Institut hatte bisher in Italien, wie auch Frankreich, eine sehr gute Präsenz“, sagte Boos im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Die Entscheidung sei verbunden mit einer strategischen Neuausrichtung, hin zu Ländern, die man bisher vernachlässigt habe. „Das ist verständlich, aber dass es mit einer Abwägung einhergeht, finde ich sehr schade.“ 2024 sollen in Italien die Standorte des Goethe-Instituts in Genua, Turin und Triest geschlossen werden, geplant ist außerdem, dass die Dependance in Neapel nur noch von einer Person weitergeführt wird.

Italien wird vom 16. bis 20. Oktober 2024 Ehrengast der Frankfurter Buchmesse sein. Im Zuge dessen wird bereits vom 9. bis 13. Mai beim Turiner „Salone del Libro“, der dortigen Buchmesse, Deutsch als Gastsprache im Fokus stehen. Boos ist seit 2005 der Chef der Frankfurter Buchmesse. Italien war 1988 zum bislang letzten Mal dort Ehrengast.

Das Motto, das Italien im Herbst 2024 nach Frankfurt mitbringen wird, lautet „Verwurzelt in der Zukunft“. Am Anfang sei er etwas erschrocken, „als ich das Motto hörte“, sagte Boos. Der Blick sei ihm beim ersten Gedanken zu sehr zurück gerichtet gewesen. „Aber dann habe ich kürzlich noch mal den Gattopardo (‚Der Leopard‘) von Giuseppe di Lampedusa gelesen. Darin sagt er, es muss sich alles verändern, damit es stabil bleibt.“

Für ihn sei der Kern italienischer Literatur, dass darin immer eine sehr persönliche, aber auch politische und gesellschaftliche Auseinandersetzung stattfinde. „Ob das die Krimis von Fruttero und Lucentini waren, oder ob das Elena Ferrante ist. Ich habe das Gefühl, es gibt keine flache italienische Literatur.“