Artikel teilen:

Buchmesse will Menschen in schwierigen Zeiten verbinden

Für die Frankfurter Buchmesse von 15. bis 19. Oktober hat deren Direktor Juergen Boos zum Dialog eingeladen. Gerade „in dieser polarisierten Zeit“ könne die Buchmesse Menschen verbinden und ein „globaler Resonanzraum für den Austausch auf Augenhöhe“ sein, sagte Boos am Dienstag vor der Eröffnung. Zur offiziellen Eröffnung am Dienstagabend werden unter anderem Kulturstaatsminister Wolfram Weimer und der hessische Kultusminister Armin Schwarz (CDU) erwartet.

Eine Möglichkeit zum dringend notwendigen Dialog biete die 77. Buchmesse unter anderem mit dem kulturpolitischen Programm „Frankfurt Calling – Perspectives on Culture and Politics“, sagte Boos. Dies sei ein Ort für den Dialog über Menschenrechte und Meinungsfreiheit ebenso wie über Gaza und die Ukraine sowie über Strategien des demokratischen Widerstands gegen Autoritarismus. Ihr Kommen zugesagt haben den Angaben zufolge unter anderen die Friedensnobelpreisträgerin Maria Ressa, der ehemalige Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg, die Schriftstellerin und TV-Moderatorin Thea Dorn, der Direktor der Bildungsstätte Anne Frank, Meron Mendel, sowie der palästinensische Buchhändler Mahmoud Muna und sein ukrainischer Kollege Oleksii Erinchak.

Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, rief dazu auf, „das Denken nicht zu delegieren“. Sie übte deutliche Kritik an mangelnder Regulierung der Künstlichen Intelligenz (KI) und der „virtuellen Welt, in der zunehmend einige Milliardäre darüber entscheiden, welche Algorithmen uns welche Inhalte ausspielen“. Unter dem „Deckmantel des Fortschritts“ hätten sich verantwortungslose Männer Machtpositionen gesichert, mit deren Hilfe sie „demokratische Gesellschaften sukzessive aushöhlten“.

Die KI müsse den Menschen dienen, nicht umgekehrt, sagte Schmidt-Friderichs. Für die Texte, die eingespeist werden, müssten die Autoren eine faire Vergütung bekommen. Zudem müsse demokratisch entschieden werden, wer für was die Veranwortung übernimmt. Es könne nicht angehen, dass große Plattformen die Verantwortung für Inhalte ablehnen, die sie selbst einspielen, sagte die Verlegerin.

Als eine Zäsur bezeichnete die Berliner Autorin Nora Haddada die vergangenen zwei Jahre in Deutschland. Während sich die Grenze des Sagbaren nach rechts immer weiter verschoben habe, werde links diskutiert, welche Worte man sagen dürfe. Die Autorin kritisierte die deutsche Medienlandschaft, die versuche, die Kriegsverbrechen in Gaza kleinzureden und monierte, dass nur wenige Autoren ihre Stimme gegen das dortige Grauen erhoben hätten.

Ehrengastland der Buchmesse sind in diesem Jahr die Philippinen, die mit mehr als 100 Autorinnen und Autoren und gut 65 Literaturveranstaltungen teilnehmen. Das Motto „Fantasie beseelt die Luft“ bringe die engen Verbindungen zwischen philippinischer Literatur, Kultur und Geschichte zum Ausdruck, teilte die Buchmesse mit.