Buch zu NS-Verbrechen im Kalmenhof erschienen
Ein neuer Band in der Schriftenreihe der
Gedenkstätte Hadamar befasst sich mit der Geschichte der Euthanasie-Verbrechen
im Kalmenhof. In der Heilerziehungsanstalt im südhessischen Idstein im
Rheingau-Taunus-Kreis wurden während der NS-Diktatur mehr als 700 Kinder,
Jugendliche und Erwachsene mit Behinderungen ermordet. Wie der Landeswohlfahrtsverband Hessen (LWV) am Montag in Kassel mitteilte, ist der Kulturwissenschaftler Christoph Schneider Autor des Buches, das der Verband in Auftrag gegeben hatte.
Das 300 Seiten starke Buch legt nach Angaben des LWV „das bewusste Verdrängen
und Verschweigen der Verbrechen durch Institutionen, Gesellschaft und Einzelpersonen wie auch des wenig empathischen Umgangs mit den Opfern nach 1945 offen“. Die Erste Beigeordnete des LWV, Ulrike Gote, sieht in der Veröffentlichung einen weiteren notwendigen Schritt „auf dem Weg zu einer offenen, selbstkritischen und nachhaltigen Erinnerung an die Verbrechen und ihrer Opfer“.
Das Buch basiert laut Mitteilung auf dem von Vitos Rheingau in Auftrag gegebenen
Forschungsbericht, den der Kulturwissenschaftler Schneider gemeinsam mit dem Kirchenhistoriker Harald Jenner erarbeitet und 2019 der Öffentlichkeit vorgestellt hat. Die Studie „Der Kalmenhof. NS-Euthanasie und ihre Nachgeschichte“ beleuchtet die vor allem an Kindern und Jugendlichen begangenen NS-Verbrechen, versucht die
Lebensgeschichten der Opfer zu rekonstruieren und benennt Täterinnen und Täter
sowie Tatbeteiligte.
Die Gedenkstätte Hadamar im mittelhessischen Landkreis Weilburg-Limburg, eine
Einrichtung des LWV Hessen, erinnert an die Opfer der nationalsozialistischen
„Euthanasie“. In der damaligen Tötungsanstalt Hadamar wurden zwischen 1941 und
1945 fast 15.000 Menschen ermordet. In Idstein entsteht derzeit der Gedenk- und
Lernort Kalmenhof.