Buch-Branche weiter im Tief nach Corona

Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels spricht von „herausfordernden Zeiten“ auf dem Buchmarkt. Die Umsätze sind nicht auf das Level der Vor-Pandemie-Zeit zurückgekehrt.

Die Buchbranche erwirtschaftete 2022 einen Gesamtumsatz von 9,4 Milliarden Euro
Die Buchbranche erwirtschaftete 2022 einen Gesamtumsatz von 9,4 Milliarden EuroImago / Chris Emil Janßen

Der Buchmarkt in Deutschland hat 2022 einen Umsatzrückgang um 1,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet. „Das allgemeine Konsumtief hat im vergangenen Jahr auch die Buchbranche erwischt“, sagte die Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Karin Schmidt-Friderichs. Die Branche erwirtschaftete demnach einen Gesamtumsatz von 9,44 Milliarden Euro – 2021 waren es noch 9,63 Milliarden Euro.

Weniger Bücher verkauft als vor Corona

Die Halbjahresbilanz 2023 falle zweischneidig aus, hieß es weiter. Zwar liege der Umsatz über alle Vertriebswege hinweg 4,1 Prozent über dem der ersten sechs Monate 2022. Im Vergleich zur Vor-Pandemie-Zeit würden aber weniger Bücher verkauft, und im Buchhandel vor Ort bestehe noch eine deutliche Umsatzlücke.

„Wir leben in herausfordernden Zeiten – gesellschaftlich wie wirtschaftlich“, betonte Schmidt-Friderichs. Auch die Buchbranche bekomme die Auswirkungen der globalen Krisen zu spüren, könne sich jedoch behaupten. „Schließlich bieten in komplexen Zeiten gerade Bücher Orientierung, verlässliche Informationen und inspirierende Geschichten.“

Verödung der Innenstädte als Grund

Die Pandemie habe sich auf Kaufverhalten und Marktstrukturen ausgewirkt. „In vielen Bereichen normalisieren sich die Entwicklungen nun wieder, aber einige Veränderungen sind dauerhaft“, so die Börsenverein-Vorsteherin. Als Beispiele nannte sie einen Digitalisierungsschub, der sich bei den Online-Shops der Buchhandlungen zeige und eine hohe Nachfrage bei Hörbuchformaten.

Der Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins, Peter Kraus vom Cleff, ergänzte, das vergangene Jahr sei von Beschaffungsengpässen, stark steigenden Herstellungs- und Energiekosten und der hohen Inflation geprägt gewesen. Die Corona-Pandemie habe zudem „den Prozess der Verödung der Innenstädte beschleunigt“. Die Lage erhole sich nur langsam. Viele Unternehmen der Buchbranche arbeiteten „wirtschaftlich am Limit“. Dies gelte gerade für kleine Verlage.

Junge Menschen seien „sehr kauffreudig und am Buch interessiert“, sagte Schmidt-Friderichs. Allerdings nehme die Zahl der Buchkäufer insgesamt weiter ab, auch bei der jungen Zielgruppe.