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Bucerius Kunst Forum zeigt Ausstellung “Geniale Frauen”

Wie Künstlerinnen in den vergangenen Jahrhunderten Karriere gemacht haben, zeigt das Hamburger Bucerius Kunst Forum in der neuen Ausstellung „Geniale Frauen. Künstlerinnen und ihre Weggefährten“. Vom 14. Oktober bis zum 28. Januar 2024 werden das Schaffen und der Werdegang von Künstlerinnen des 16. bis 18. Jahrhunderts vorgestellt, wie das Museum vorab vorstellte. Ihre Porträts, Stillleben und Historien von Renaissance bis Klassizismus werden zum ersten Mal Werken männlicher Maler gegenübergestellt. „Das familiäre Umfeld spielte für Künstlerinnen damals eine wichtige Rolle“, erklärte Kuratorin Katrin Dyballa. Insgesamt werden rund 150 Bilder von 30 Künstlerinnen gezeigt, unter anderem von Sofonisba Anguissola, Judith Leyster, Marietta Robusti und Angelika Kauffmann. Zur Ausstellung gibt es ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm.

„Die Gegenüberstellung mit Werken ihrer Väter, Brüder, Ehemänner und Malerkollegen verdeutlicht, unter welchen gesellschaftlichen Umständen die Frauen ihren Weg finden mussten und welche Herausforderungen sie zu meistern hatten, um als Künstlerinnen anerkannt zu werden“, sagte Dyballa, die vier Jahre an der Ausstellung gearbeitet hat. Neben bekannten Künstlerinnen sollen auch in Vergessenheit geratene Malerinnen sichtbar gemacht werden. Die Ausstellung startet mit dem Selbstporträt von Katharina van Hemessen. Es sei das früheste Selbstbildnis überhaupt, auf dem sich ein Maler oder eine Malerin arbeitend an der Staffelei darstellt. Sie wurde in der Werkstatt ihres Vaters ausgebildet, später übertraf sie ihren Vater mit ihren Bildnissen.

Um den Blick auf das Thema zu öffnen, umfasst die Schau drei Jahrhunderte und zeigt Werke von Künstlerinnen aus Deutschland, Frankreich, England, Italien, der Schweiz und den Niederlanden. Dyballa: „Die Arbeitsbedingungen für Frauen waren teilweise sehr unterschiedlich.“ In regionalen Zünften herrschten strenge Regeln, mancherorts durften Frauen etwa nicht mit Ölfarben malen. „Dagegen konnten Frauen an europäischen Höfen offen als Künstlerinnen tätig sein, der Adel war aufgeschlossener und sah eher die künstlerische Leistung als das Geschlecht“, sagte Dyballa.

Eine Karriere als Künstlerin war für Frauen in der Frühen Neuzeit nicht unmöglich, unterlag jedoch besonderen Herausforderungen. Ausbildungsmöglichkeiten waren im Vergleich zu denen der Männer stark eingeschränkt. „Stammte eine Frau aus einer Künstlerfamilie, hatte sie es oft leichter“, sagte Dyballa. Die Frauen wurden von ihrem Vater oder Bruder ausgebildet, manche wurden auch systematisch gefördert und konnten ihren eigenen Weg gehen. Andere hatten weniger Glück: „Viele Künstlerinnen arbeiteten ihren Vätern, Brüdern oder Ehemännern zu und blieben oft im Verborgenen“, sagte die Kuratorin.

Viele Frauen, die sich in jungen Jahren als Künstlerinnen etabliert hatten, gaben mit der Heirat ihren Beruf auf oder schränkten ihre Produktion ein. Einzelne Frauen wie Lavinia Fontana verfolgten trotz Eheschließung ihre Karriere weiter. „Entscheidend dafür war die Unterstützung durch den Ehemann“, erklärte die Kuratorin. Besonders schwer war es für Künstlerinnen, die sich gegen die Ehe entschieden hatten. Rechte und Ansprüche von Frauen seien seinerzeit von den Männern vertreten worden. Dyballa: „Dennoch gibt es unverheiratete Künstlerinnen wie Michaelina Wautier oder Giovanna Garzoni, die sich durchgesetzt haben und deren Bilder an den Höfen Europas besonders gefragt waren.“

Das ausstellungsbegleitende Veranstaltungsprogramm legt den Fokus unter anderem auf Themen der Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau. Zudem findet erstmals eine Date Night mit Candlelight für Freunde, Freundinnen und Verliebte (20. Oktober) statt. Weitere Angebote sind kreative Workshops, Kunst und Yoga, das Kunstspione-Programm für Familien sowie eine Achtsamkeitsführung. Zudem sollen in Lesungen und Konzerten die künstlerischen Leistungen von Frauen in Literatur und Musik gewürdigt werden. Auch die Musikgeschichte sei bis ins 20. Jahrhundert vorwiegend von Männern geprägt worden, obwohl Frauen ebenso gut und viel komponiert hätten, hieß es.