Brotverbot in israelischen Krankenhäusern rückt näher

Eine religiöse Partei will durchsetzen, dass während des einwöchigen Pessachfests kein gesäuertes Brot in Kliniken gegessen wird. Jetzt hat das israelische Parlament in erster Lesung zugestimmt.

Nur ungesäuerte Brote sollen in israelischen Kliniken während des Pessachfests erlaubt sein, fordert eine religiöse Partei
Nur ungesäuerte Brote sollen in israelischen Kliniken während des Pessachfests erlaubt sein, fordert eine religiöse ParteiImago / Agefotostock

Ein Brotverbot für Patienten in israelischen Krankenhäusern während des jüdischen Pessachfests wird wahrscheinlicher. Das israelische Parlament hat mit 51 zu 46 Stimmen in erster Lesung den Entwurf gebilligt. Er sieht ein Verbot für das Mitbringen oder Aufbewahren von Brot oder anderer gesäuerter Speisen in Krankenhäusern zu Pessach vor, wie israelische Medien berichteten.

Eingebracht hatten den Entwurf Abgeordnete der strengreligiös-jüdischen Partei „Vereintes Torah-Judentum“. Es soll Krankenhausleitungen die Vollmacht geben, die Präsenz gesäuerter Speisen (Chametz), die nach jüdischem Religionsrecht während der Dauer von sieben Tagen verboten sind, einzuschränken oder zu verbieten.

Entwurf abgemildert

Ursprünglich hatten die Abgeordneten in ihrem Gesetzesvorhaben ein vollständiges Verbot aller nicht speziell als Pessach-koscher gekennzeichneten Lebensmittel gefordert. Der jetzt in erster Lesung angenommene, vom zuständigen Parlamentsausschuss abgemilderte Entwurf hält Krankenhausleitungen stattdessen dazu an, die Rechte der Patienten und ihre Bedürfnisse sowie die Bedürfnisse des Pflegepersonals und der Angestellten zu berücksichtigen.

Oppositionsführer Jair Lapid (Jesch Atid) warf der Koalition vor, den Gesetzentwurf in der ersten von drei Lesungen „wie Diebe in der Nacht“ verabschiedet zu haben. Die Regierung sei zwei Monate alt und habe bisher „nichts zum Wohle der Allgemeinheit“ verabschiedet, aber das dringendste heute Nacht: religiöser Zwang“, twitterte er.

Der Streit um die Zwangsumsetzung jüdisch-religiöser Speisevorschriften in Gesundheitseinrichtungen in Israel dauert seit Jahren an. Im Januar 2021 urteilte das oberste Gericht des Landes, dass Besuchern das Mitbringen von unkoscheren Speisen zu Pessach nicht verboten werden könne. Ein Mitbringverbot von Gesäuertem sowie eine Kontrolle der persönlichen Gegenstände von Krankenhausbesuchern verletze die Grundrechte der Besucher.

Was hinter dem Pessachfest steckt

Das einwöchige Pessachfest erinnert an die Befreiung des Volkes Israel aus der israelischen Gefangenschaft. Während sieben Tagen darf nichts Gesäuertes gegessen werden darf. Vor dem Fest muss alles Chametz aus dem Haus entfernt oder an Nichtjuden verkauft werden. Als Chametz gelten verschiedene Getreidesorten, bei denen im Kontakt ein Säuerungsprozess eintritt. Sowohl das Essen als auch der Besitz von Gesäuertem ist an Pessach untersagt, zudem dürfen Juden während des Pessachfestes keinen Handel mit Gesäuertem treiben.