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Bremische Kirche rechnet mit weiteren Kürzungen

Die Bremische Evangelische Kirche (BEK) muss sich laut ihrem leitenden Theologen Bernd Kuschnerus auf weitere Mitgliederverluste und sinkende Finanzmöglichkeiten einstellen. „Die Kirche wird kleiner. Sie wird weniger Geld, weniger Gebäude und weniger hauptamtliches Personal zur Verfügung haben“, sagte er vor den mehr als 110 Delegierten des bremischen Kirchenparlaments, die am Donnerstag zu Beginn einer neuen kirchlichen Legislaturperiode zusammenkamen.

In den vergangenen sechs Jahren habe die Kirche rund 33.500 Mitglieder verloren, berichtete der leitende Theologe. Zum Jahreswechsel gehörten noch 151.711 Bremerinnen und Bremer der evangelischen Kirche an.

Angesichts der „weiteren anstehenden tiefgreifenden Kürzungsnotwendigkeiten“ gelte es, das Verhältnis zwischen Veränderung und Bewahren weiter aktiv zu gestalten. „Wir werden die großen gesellschaftlichen Trends, die sich mit Stichworten wie Individualisierung und Säkularisierung verbinden, nicht umkehren können“, resümierte Kuschnerus: „Wir können aber unsere Spielräume nutzen, die wir weiterhin haben.“

In seinem Bericht betonte Kuschnerus weiter den hohen Stellenwert des Kirchenasyls, das in der politischen Debatte immer stärker unter Druck stehe. Er betonte, das Kirchenasyl sei ein Appell im Sinne des Rechtsstaates, Einzelfälle mit besonderen humanitären Härten besonders zu überprüfen.

Die Kirchenleitung erwarte daher von den Gemeinden der BEK, dass sie „in ihrem Handeln das hohe Gewicht der rechtsstaatlichen Entscheidungen vor Augen haben“, betonte Kuschnerus. Und weiter: „Wenn wir das Instrument des Kirchenasyls auch in Zukunft in der bestehenden Art und Weise erhalten wollen, müssen wir damit achtsam umgehen.“

Ausführlich berichtete Kuschnerus über das Thema sexualisierte Gewalt in der BEK und die Konsequenzen aus der vor einem Jahr veröffentlichten ForuM-Studie. In der Studie wurde die bisherige Praxis der Aufarbeitung deutlich kritisiert. „Wir haben trotz unseres obersten Ziels, immer an der Seite der Betroffenen zu stehen, in der Vergangenheit Fehler gemacht und bedauern dies zutiefst.“ Nach dem Erscheinen der Studie seien 17 weitere Fälle gemeldet worden. Insgesamt seien für den Zeitraum seit 1949 derzeit 28 Fälle bekannt, die zum Teil Jahrzehnte zurückliegen. Seit dem 1. Mai 2024 gebe es eine eigene Fachstelle für sexualisierte Gewalt.

Außerdem besetzte das neue Kirchenparlament einen Nominierungsausschuss. Das Gremium bereitet die Wahl einer neuen Kirchenleitung vor, die erstmals nach der neuen Verfassung erfolgt. Der CDU-Bundestagsabgeordnete und Kirchentagsdelegierte Thomas Röwekamp hatte für das Gremium kandidiert, erreichte aber nicht das notwendige Stimmenquorum.

Mit der zum Jahresbeginn in Kraft getretenen neuen Verfassung wird sich unter anderem die Bezeichnung für den bisherigen „Schriftführer“ als leitenden Theologen zu Kirchenpräsident oder Kirchenpräsidentin ändern. Der derzeitige Schriftführer Kuschnerus will für dieses Amt kandidieren. Die bisherige ehrenamtliche Präsidentin, Edda Bosse, tritt nicht erneut an. Ihr Amt trägt künftig den Titel Präses.